Virtuelle Netzbetreiber finden die Nische

01.09.2005
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Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Doch Berater Wilfert von Arthur D. Little bezweifelt, dass es den virtuellen Netzbetreibern häufig gelingt, die Preise der klassischen TK-Anbieter zu unterbieten. Die großen Überkapazitäten im TK-Markt haben in den vergangenen Jahren zu einem enormen Preisverfall geführt. "Die Carrier sind sehr aggressiv in ihrer Preisgestaltung", berichtet Wilfert. "Insbesondere in Deutschland ist der Wettbewerb im Festnetz derart intensiv, das es kaum noch Spielraum für Preisnachlässe gibt."

VNOs


Vanco hat das Geschäftsmodell des Virtual Network Operator (VNO) bislang am konsequentesten umgesetzt. Das 1988 gegründete Haus nimmt rund 150 Millionen Euro pro Jahr ein. Das Unternehmen liefert weltweit rund 500 Kunden integrierte Kommunikationsdienste. In Deutschland zählt Vanco rund 50 Anwender.
Sirocom wurde 1995 in Großbritannien gegründet und versorgt rund 400 Kunden mit Kommunikationsdiensten, darunter die Bank HSBC und der Fernsehsender BskyB. Bislang ist Sirocoms Geschäft auf den Heimatmarkt beschränkt.
Ähnliches gilt für Virtela. Das Unternehmen aus Denver, Colorado, ist seit dem Jahr 2000 in den USA aktiv. Enge Bande unterhält Virtela zu IBM. Im Rahmen der Partnerschaft verantwortet Virtela für rund 150 Big-Blue-Kunden den Netzbetrieb.
Neben Vanco ist einzig der ebenfalls britische Anbieter ETT mit einer Niederlassung in Deutschland vertreten. Von Düsseldorf aus versucht ETT nicht nur die von Drittanbietern eingekauften Übertragungskapazitäten, sondern auch RZ- und Integrationsdienste zu verkaufen.

Die VNOs sind sich dieser Situation bewusst und setzten deshalb verstärkt auf Servicequalität. Da sie sich ausschließlich an Kunden mit internationalen Kommunikationsanforderungen wenden, stehen sie nur in Konkurrenz zu den weltweit tätigen Carriern wie British Telecom, Equant, Deutsche Telekom, MCI und Sprint. "Wir vernetzen alles, jede Niederlassung in jedem Land. Dieses Geschäft wollen viele Anbieter gar nicht betreiben", betont Wolf. Mit regionalen TK-Dienstleistern streben sie hingegen Kooperationen an: Beispielhaft ist eine Partnerschaft, die Virtela mit Singapur Telecom pflegt. Für die Anbindung europäischer Niederlassungen seiner Kunden nutzt der ostasiatische Carrier das virtuelle Netz von Virtela. Zudem unterhält der VNO eine enge Partnerschaft mit IBM: In rund 150 Outsourcing-Deals verantwortet Virtela als Subunternehmer den Netzbetrieb. Die Kooperation zwischen den Partnern ist nicht exklusiv: Für ein Outsourcing-Abkommen mit British Airways holte IBM beispielsweise Vanco ins Boot.