Satire

Virtuelle Messe-Realitaet

26.03.1993

Das bringt der Beruf so mit sich, und das macht ihn auch wieder interessant: Als anonymes Anhaengsel einer DV-Fachredaktion bekommt Trauerwein alle Informationen ueber Aussteller und Produkte im Vorfeld der CeBIT aus erster Hand. So ist das CeBIT-Kapitel fuer Sebastian beendet, bevor die Messe angefangen hat. Man koennte direkt philosophisch werden: Die virtuelle Realitaet (VR), die das Informationsgeflecht schafft, ist in gewissem Sinne so wirklich, wie das, was man auf der CeBIT wahrnimmt, unwirklich ist - denken wir an die Halle eins. Die Schizophrenie drueckt sich zum Beispiel darin aus, dass wir das intellektuelle Gaehnen, das sich bei den CeBIT-Demos einstellt, fuer ein Zeichen von Sauerstoffmangel halten. Ein weniger provozierendes Beispiel: Wer auf der CeBIT einen aufgekratzten Menschen trifft, den er fuer Trauerwein haelt, der irrt sich. Es handelt sich um eine Pilot-Auspraegung von VR - der wirkliche Trauerwein saehe nach wenigen Messetagen kaputter aus. Hier haben wir es uebrigens mit einem Massenphaenomen zu tun: In ihren blauen Anzuegen wirken die Sales-Leute auf den Messestaenden wie Hologramme. Fragt sich nur, was die Originale zur gleichen Zeit treiben.