Virtualisierung fordert den Administrator

19.05.2006
Von Dennis Zimmer

Das macht die Systemanalyse nicht unbedingt schwieriger, ganz im Gegenteil, denn die Virtualisierungstechnik stellt viel mehr Möglichkeiten und Funktionen bereit. Hinderlich ist eher, dass ein routinierter Administrator durch Virtualisierung mit einem anderen Denkansatz an seine Arbeit herangehen muss. Durch die Abtrennung von der physikalischen Hardware können der virtuellen Maschine (je nach Virtualisierungsprodukt) feinstufig Ressourcen zugeordnet sein. Oder Komponenten lassen sich zur Problemortung auf einem Wirtssystem isolieren. Während die meisten virtuellen Maschinen keinerlei Probleme mit der CPU-Aufteilung des Virtualisierungsprodukts haben, laufen andere deutlich performanter, wenn man ihnen eine bestimmte physikalische CPU des Wirtssystems fest zuweist.

Letztlich kann man einen Fehler im Virtualisierungsprodukt nie ausschließen. So kam es schon vor, dass eine Betriebssystem-Aktualisierung in Form eines Service-Packs deutliche Leistungsprobleme verursachte.

Da die Virtualisierungsprodukte immer mächtiger und umfassender werden, kommt der Systemverwalter nicht mehr um weitere Kenntnisse aus den Bereichen Netzwerk, Sicherheit und Hochverfügbarkeit herum. Mit VMware ESX ist es beispielsweise möglich, VLANs in den virtuellen Maschinen über "Port Groups" bereitzustellen, obwohl der Anschluss am Wirtssystem auf einem "Trunk Port" basiert. Somit liegt die Verantwortung, welcher Server in welchem VLAN verfügbar ist, nicht nur beim Netzwerk-, sondern auch beim "Virtualisierungsadministrator".

Auch die Sicherheit muss in virtuellen Umgebungen aufwändiger geplant werden. Es ist möglich, virtuelle Maschinen über das Wirtssystem oder innerhalb der virtuellen Maschine durch Sicherungsagenten und Programme zu sichern. Beides hat Vor- und Nachteile, und diesen muss auch durch Anpassungen am Wirtssystem Rechnung getragen werden, etwa durch gesonderte Netzwerkkarten speziell zur Sicherung. Imaging-Software wird durch die Möglichkeit der Offline-Sicherung als Ganzes über das Wirtssystem obsolet. (ls)

Fazit

Virtualisierung bietet große Vorteile gegenüber der Arbeit mit physikalischen Maschinen, allerdings ist ohne entsprechende Planung der Weg zur Sackgasse deutlich näher. Die häufigsten administrativen Probleme und Engpässe sind durch mangelndes Wissen um die Technik und daraus folgende Designfehler entstanden. Ohne ausgesprochen breite, Fachgebiete übergreifende IT-Kompetenz werden sie immer wieder auftreten. Erst wenn der Systemadministrator die neuen Möglichkeiten und Funktionen der Virtualisierungsprodukte versteht, wird er in der Lage sein, das Leistungsangebot dieser Infrastruktur optimal auszuschöpfen.