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Virtualisierung bleibt spannend

15.09.2009
Von Stefan Ueberhorst

Applikationsvirtualisierung

Als bislang deutlich weniger verbreitet, aber dennoch mit hohem Potenzial stuft Gartner die Applikationsvirtualisierung ein. Auf dem Hype Cycle stürzt diese Art der Virtualisierung gerade vom "Peak der übertriebenen Erwartungen" ab in das "Tal der Desillusionierung", wobei der Zeitraum bis zur allgemeinen Akzeptanz von den Experten auf zwei bis fünf Jahre angesetzt wird. Das wesentliche Ziel dieser Disziplin besteht darin, Anwendungen von ihrer Umgebung zu isolieren, so dass Konflikte mit anderen Programmen oder dem Betriebssystem vermieden werden. Dadurch soll sich das System-Management vereinfachen und die Sicherheit verbessern. Der Unterschied zur Desktop- und Server-Virtualisierung besteht darin, dass nicht die Hardware virtualisiert, sondern eine Abstraktionsschicht zwischen einzelnen Anwendungen und Betriebssystem eingezogen wird. Im Gegensatz zum klassischen Desktop entfällt die Installation von Programmen.

Foto: Experton Group

Viele Hersteller, die im Bereich PC-Configuration-Management unterwegs sind, haben sich inzwischen auch mit Tools zur Applikationsvirtualisierung gerüstet. Kleinere Anbieter wie InstallFree, Endeavors Technologies und Xenocode sind hinzugekommen, andere wurden übernommen, so etwa Thinstall von VMware und Altiris/SVS von Symantec. Bei allen Lösungen läuft die Anwendung in einer vom Betriebssystem abgeschotteten Umgebung. Sie regelt den Zugriff auf externe Objekte und gaukelt der Software Systemressourcen wie die Registrierdatenbank oder das Dateisystem vor. Versucht die Applikation etwa in ein gesperrtes Verzeichnis zu schreiben, wird der Zugriff entweder blockiert oder für die Anwendung transparent in die virtuelle Umgebung umgelenkt. Physisch befindet sich die virtuelle Anwendung in einem Verzeichnis, das sich meist in der Konfiguration einstellen lässt. Wird die Virtualisierungsschicht deaktiviert, verschwinden die darin ablaufende Anwendung und alle von ihr vermeintlich am System vorgenommenen Änderungen.

Die Entwicklung dieses vergleichsweise jungen Marktsegments dürfte, wie so oft, stark vom Verhalten Microsofts abhängen. Seit der Übernahme der Firma Softricity im Sommer 2006 haben die Redmonder unter der Bezeichnung App-V eine Suite aus Softwarekomponenten zusammengestellt, die der Virtualisierung, dem Streaming und der zentralisierten Verteilung von Applikationen dient. Nun wird es darauf ankommen, ob und welche relevanten Module daraus mit dem Betriebssystem gebündelt oder in Lösungen des System-Management-Portfolios einfließen werden.