Technik-Trends 2017

Virtual & Augmented Reality

05.02.2017
Von Sandra Ohse, , und
Verena Ottmann ist seit 16 Jahren bei PC-WELT für Hardware-Themen zuständig. Mit Ratgebern, Tests und Tipps informiert sie im Heft und auf den Online-Plattformen über Wissenswertes rund um Digitalkameras und externe Festplatten. Außerdem kümmert sich Verena Ottmann als Heftkoordinatorin um die Planung und Realisierung der AndroidWelt. Privat interessiert sie sich für alles, was man auf dem Fernseher oder der Stereoanlage ausgeben kann.
Thomas Rau ist stellvertretender Chefredakteur PC-WELT Print bei IT-Media. 
Ines Walke-Chomjakov kümmert sich um alles Wissenswerte zu IT-Peripheriegeräten. Zu ihren Spezialgebieten gehören Drucker und 3D-Druck. Weitere Themenbereiche sind Displays und kommende Technologien wie selbstfahrende Autos.
Wer möchte sich nicht frei in 3D-Welten bewegen, um Spiele oder Filme hautnah mitzuerleben? Möglich machen dies Brillen für Augmented, Virtual und – ganz neu – Mixed Reality. Sie kommen bald mit tollen neuen Features auf den Markt.
Microsoft Hololens ist eine MR-Brille, die ohne PC arbeitet. Dadurch kann sich der Anwender frei in seinem Umfeld bewegen und mit den digitalen Inhalten interagieren.
Microsoft Hololens ist eine MR-Brille, die ohne PC arbeitet. Dadurch kann sich der Anwender frei in seinem Umfeld bewegen und mit den digitalen Inhalten interagieren.
Foto: Microsoft

Brille auf - und schon sind Sie in einer komplett anderen Welt. Was in der TV-Zukunft bei Star Trek über Holodecks funktioniert, ist heute bereits mit Hilfe von Spezialbrillen möglich, die Sie komplett in virtuelle Realitäten (VR) eintauchen lassen. Spielt dagegen die echte Umgebung eine Rolle, spricht man von Augmented Reality (AR) beziehungsweise Mixed Reality (MR). Der Unterschied zwischen beiden: Während bei AR die Inhalte in die reale Umgebung eingebettet sind, aber nicht mit ihr interagieren, findet bei MR eine bessere Verzahnung statt. Ein bekanntes Beispiel für AR ist das Smartphone-Spiel "Pokémon Go". Haben Sie den AR-Modus aktiviert, wird ein auftauchendes Pokémon im normalen Kamerabild eingeblendet, das Tierchen befindet sich also dort, wo Sie Ihre Kamera hinrichten. Dabei bleibt es jedoch statisch: Gehen Sie darauf zu, ändert sich die Entfernung nicht, das Pokémon bewegt sich mit Ihnen mit. Anders bei Mixed Reality. Hier verhält sich ein virtuelles Objekt wie in der Realität. Im Fall von Pokémon Go würde das Pokémon also größer werden, wenn Sie sich darauf zubewegen und kleiner, wenn Sie die Distanz vergrößern.

Die Technologie der Zukunft

Im Bereich AR ist beispielsweise Google mit Daydream View unterwegs, einem Headset fürs Smartphone, das 69 Euro kostet. Hier steckt das Mobilgerät im Headset und übernimmt die Darstellung der AR-Inhalte.

Meta bringt mit Meta AR ebenfalls eine AR-Brille. Allerdings arbeitet sie im Vergleich zu Daydream View ohne Smartphone. Stattdessen erhält sie die AR-Inhalte - Hologramme und andere digitale Daten - per HDMI von einem leistungsstarken PC und stellt diese auf den halbtransparenten Brillengläsern dar. Der Preis für die Entwicklerversion, die sich derzeit vorbestellen lässt, liegt bei 949 Dollar.

Ein Beispiel für eine MR-Brille ist Microsofts Hololens. Sie arbeitet autark, benötigt also keinen PC, und ermöglicht dem Anwender dadurch, sich zu bewegen und mit den digitalen Gegenständen zu interagieren, die ihm eingeblendet werden. Seit November 2016 ist Hololens in Deutschland vorbestellbar, Microsoft verlangt dafür stolze 3299 Euro für die Entwickler-Version und 5489 Euro für die Endverbraucher-Version.

Noch ist nicht viel bekannt über die Mixed-Reality-Lösung Magic Leap. Sie soll jedoch dank ihrer „Photonic Lightfield“-Technik besonders realistische MR-Inhalte ermöglichen.
Noch ist nicht viel bekannt über die Mixed-Reality-Lösung Magic Leap. Sie soll jedoch dank ihrer „Photonic Lightfield“-Technik besonders realistische MR-Inhalte ermöglichen.
Foto: PC-Welt

Eine gänzlich andere Technik verwendet dagegen Magic Leap, an deren MR-Lösung Google und Qualcomm finanziell, Hollywood-Regisseur Peter Jackson sowie Bestseller-Autor Neal Stephenson beratend beteiligt849379571 sind. Das System, von dem bisher weder das Aussehen noch die Bedienung öffentlich bekannt sind, soll mit Lichtstrahlen arbeiten, die von einem Headset direkt ins Auge gesendet werden. "Photonic Lightfield" nennt das Unternehmen die zugrundeliegende Technik, die sichtbare Pixel, wie sie andere MR- und AR-Brillen zeigen, angeblich der Vergangenheit angehören lässt. Mehr Infos gibt das Unternehmen jedoch noch nicht preis, ein offizieller Prototyp ist ebenfalls noch nicht erhältlich. Angeblich soll jedoch vor allem die Miniaturisierung ein Problem sein, also dass die Technik komplett in ein Headset passt. Jackson will jedoch Inhalte für Magic Leap produzieren, und Stephenson ist mit der Entwicklung neuer MR-Erzählformen betraut.

Kabellose Zukunft: VR-Brillen ermöglichen es den Nutzern, komplett in eine virtuelle Welt abzutauchen. Störend ist dabei jedoch das derzeit noch obligatorische Kabel, über das die Videodaten vom Rechner oder der Spielekonsole an die Brille geleitet werden. Hersteller Oculus präsentiert mit Projekt Santa Cruz nun einen akkubetriebenen Prototyp, der ganz ohne Kabel und sogar ohne PC auskommt. Die für die Berechnung der VR-Welten nötige Hardware sowie die entsprechenden Sensoren sind in der Brille integriert. Außerdem zapft Projekt Santa Cruz die Cloud für VR-Berechnungen an. Diese finden auf entfernten Serverfarmen statt und werden kabellos an die Brille gestreamt. Die Position des Anwenders im Raum wird zusätzlich durch Inside-Out-Tracking realisiert. Dabei überwachen in der Brille integrierte Kameras die Umgebung des Anwenders und berechnen daraus die derzeitige Position. Bei Projekt Santa Cruz handelt es sich allerdings noch um einen Prototyp. Ob und wann ein finales Produkt auf den Markt kommt, ist nicht bekannt.

Wie kann man VR jetzt schon ausprobieren?

VR-Brillen sind Gadgets für den Tech-Begeisterten. Sie bieten die Möglichkeit, in eine virtuelle Welt einzutauchen und sich dort frei zu bewegen. Die Brillen gibt es in günstigen Einsteiger- sowie kostspieligen Profi-Varianten: Wollen Sie risikolos ausprobieren, ob Ihnen die virtuelle Welt zusagt, kostet Sie das nur etwa fünf Euro für die Google Cardboard - eine Papphalterung mit zwei bikonvexen Plastiklinsen, durch die Sie auf das Display sehen. Bequemer und haltbarer sind mit Schaumstoff gepolsterte Kunststoffmodelle ab 20 Euro. Mit rund hundert Euro teurer ist die Samsung Gear VR . Auch hier nutzen Sie Ihr Smartphone als Bildschirm. Allerdings ist das Gadget nur mit Samsung-Geräten kompatibel. Haben Sie ein anderes Phone und wollen das Potenzial von VR richtig auskosten, kann es nur ein Head-Mounted Display sein. Topgeräte wie Oculus Rift , HTC Vive oder Sony Playstation VR starten bei gut 700 Euro und unterscheiden sich im Tragekomfort. Nicht nur als Brillenträger probieren Sie am besten vor dem Kauf aus, wie die Brille sitzt, denn auch im Gewicht gibt es spürbare Unterschiede. Die Geräte werden per Kabel an einen leistungsfähigen PC angeschlossen, um eine möglichst realitätsnahe Darstellung in Echtzeit mit mindestens 25 Bildern pro Sekunde zu generieren. (PC-Welt)