Keine neuen Mikrofilmimpulse in Wien:

Vierter EMK pflegt das Konventionelle

25.11.1977

WIEN - Die Szene wirkte museal - das Angebot war's in der Tat: Vom 4. Europäischen Mikrofilm-Kongreß im Lüsterglanz der Wiener Hofburg sind keine neuen Impulse zu erwarten. Die Eröffnungsreden vermieden es peinlich, auf den Markt einzugehen und selbst das Hauptreferat von Professor Robert Jungk pendelte metaphysisch zwischen "Informationsflut oder Informationsarmut". Gesamteindruck: Für den älplerischen Mikrofilm-Nullpunkt ist das Rad der Technik noch einmal zurückgedreht worden.

Gesprächsthemen (Tenor: Internationale Zusammenarbeit und die Genugtuung darob) waren in starkem Maße die konventionelle Verfilmung Selbst COM-Marktleader Datagraphix beschränkte sich darauf, eine vor Jahresfrist bereits präsentierte Umkehrfilm-Technik vorzuzeigen. Enttäuscht müssen vor allem jene Anwender sein, die sich zeitgemäße Anstöße neuer COM-Techniken holen wollten - von futuristischen Anregungen ganz zu schweigen.

Die Streichquartette, die die Eröffnungszeremonie, mit Österreichs Bundespräsidenten Rudolf Kirchschläger im Mittelpunkt, garnierten, haben auch nur den Eindruck verstärkt, daß das Volk der Tänzer und der Geiger eher große Bälle ausrichten kann, als Kulisse für tierisch ernste Fachkongresse zu liefern. Die Ergriffenheit, die sich in den Gesichtern der Verbandshonoratioren der Österreichischen Vereinigung für die Mikrographische DV (Mikrodat) und des AWV spiegelte, dürfte denn auch daher gerührt haben, daß es gelungen war, dem rot-weiß-roten Mikrofilm-Verbandsleben so einen gesellschaftlichen Glanzpunkt aufzusetzen.