CIO-Agenda 2009

Vier Wege zu mehr Agilität in der IT

20.11.2008
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Auch Häuptlinge müssen lernen

Matthias Mertens, CIO der Stadtwerke Düsseldorf, plädierte dafür, die Stellenbeschreibungen der IT-Mitarbeiter zu überarbeiten: "Wir müssen einen Zertifizierungsprozess für Agilität und Flexibilität aufsetzen, und wir brauchen entsprechende Sollprofile.

Ricaro Diaz Rohr will auf allen Unternehmensebenen ansetzen.
Ricaro Diaz Rohr will auf allen Unternehmensebenen ansetzen.
Foto: Jo Wendler

Diaz Rohr warnte aber davor, die Stellenbeschreibungen zu detailliert zu gestalten: "Wenn wir uns in Richtung Flexibilität und Agilität entwickeln wollen, dann muss die gesamte Mannschaft dahinterstehen." Festgeschriebene Profile sind da eher hinderlich.

Letztlich nützt es aber wenig, wenn nur die Indianer flexibel werden, während die Häuptlinge starr bleiben. "Man muss auf verschiedenen Ebenen ansetzen", so Diaz Rohr", auf der Führungsebene, bei den Messinstrumenten, in den Prozessen und in den Strukturen." Auch den Führungskräften fehle heute zum Teil noch das Instrumentarium, um die Veränderungen zu treiben.

Das Richtige flexibel machen

Hans-Joachim Popp, CIO des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), hat sich ein paar Gedanken darüber gemacht, wo die IT flexibler werden sollte:

  • Jede Firma hat ein mittelfristiges Muster, nach dem sich die Serviceanforderungen verändern. Die IT muss das gezielt in ihre Produktentscheidungen einbeziehen. Bisher schaut sie häufig nur auf die Features und die Betriebsparameter.

  • Am schwierigsten ist es, die Veränderungen in den Geschäftsprozessen rechtzeitig und genau genug vorauszusagen. Wenn sich eine Wertschöpfungskette völlig ändert, ist es für die IT schwer, schnell genug hinterherzukommen. Deshalb braucht der CIO einen gewissen Riecher.

  • Die Hersteller der geschäftskritischen Systeme sind genau zu beobachten. So kann flexibel reagiert werden, falls beispielsweise eine Produktlinie zu sterben droht. Denn das oft jahrelanges Chaos zur Folge. Die bessere Funktionalität spielt überhaupt keine Rolle mehr, wenn das Produkt nicht weiterentwickelt wird.

  • Eine vorausschauende Produktplanung ist umso wichtiger, je enger die Systemkomponenten miteinander verzahnt sind. Denn am Ende zieht die IT eventuell wir an einer Stelle - und reißt damit an einer ganz anderen Stelle etwas um.

  • Wenn SOA erst einmal richtig gelebt wird, also wenn sich wirklich umfassende Standards für die Schnittstellen etabliert haben, ist die IT ein ganzes Stück unabhängiger. Aber noch sind die Verstrickungen zu komplex, weshalb viele CIOS bei Migrationen zu Recht sehr vorsichtig sind.