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Vier Distributoren im Linux Core Consortium vereint

18.11.2004

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Conectiva SA, Mandrakesoft SA, Progeny Linux Systems Inc. und Turbolinux Inc. wollen ihre Distributionen auf einer gemeinsamen Codebasis aufbauen. Zur Koordinierung der Arbeiten haben sie das Linux Core Consortium gegründet. Die einheitliche Basisdistribution soll den Spezifikationen von Linux Standard Base 2.0 der Free Standard Group entsprechen und im ersten Quartal des nächsten Jahres freigegeben werden. Auf ihm werden dann die Distributionen Conectiva Enterprise Server, Mandrakesoft Corporate Server, Progeny Componentized Linux und Turbolinux Enterprise Server aufbauen.

Das technische Ziel des Konsortiums entspricht der Initiative United Linux, die Suse, Conectiva, Turbolinux und Caldera (heute SCO) im Mai 2002 gegründet haben. Auch hier entstand eine gemeinsame Codebasis, die inzwischen Geschichte ist. Denn Turbolinux kam in wirtschaftliche Schwierigkeiten, zog sich nach einem Besitzerwechsel aus dem US-Markt zurück und konzentrierte sich auf den japanischen Markt. Caldera wurde zu SCO und stellte sich mit seinen Klagen gegen IBM und andere Firmen gegen Linux. Schließlich schlüpfte Suse unter die Fittiche von Novell.

Wie bei United Linux geht es dem Linux Core Consortium darum, durch eine einheitliche und insgesamt deutlich weiter verbreitete Codebasis die Marktchancen zu verbessern. Denn es ist für Hardwarelieferanten und Softwarehäuser einfacher, ihre Systeme an einen einheitlichen Kern anzupassen. Ian Murdock, Chefstratege und Mitbegründer von Progeny, Indianapolis, sowie Gründer der strikt freien Distribution Debian, erklärt: "In vielerlei Hinsicht versuchen wir, das Potential zu nutzen, das United Linux hatte."

Ob es gelingt, die Unterstützung von vielen Hardware- und Softwarelieferanten zu gewinnen, ist jedoch fraglich. Denn United Linux formierte sich damals um Suse und stellte damit eine zweite größere Linux-Variante neben Red Hat auf die Beine. Ihre Produkte an nur noch zwei Linux-Ausprägungen anpassen zu müssen war damals für Softwarehäuser attraktiv, bringt Gordon Haff, Analyst bei Illuminata, in Erinnerung. "Jetzt kommen diese Leute und wollen ein weiterer Player sein. Ich bin sicher, dass das für die ISVs nicht so interessant ist wie einst United Linux. Ich bin skeptisch."

Immerhin kann das Konsortium auch erste positive Signale registrieren. Red Hat und Suse haben eine Beteiligung an der Gruppe zwar zum jetzigen Zeitpunkt abgelehnt, ihr aber Unterstützung zugesagt. In gleicher Weise haben sich Computer Associates, Hewlett-Packard und Sun Microsystems geäußert. Das Standardisierungsgremium Free Standards Group und das Industriekonsortium Open Source Development Labs haben die Vereinigung begrüßt.

Das Linux Core Consortium hat in einem weiteren Punkt eine Parallele zu United Linux. Die Beteiligten wollen sich weniger durch Eigenschaften ihrer Distributionen Konkurrenz machen, sondern haben sich auf eine geografische Aufteilung ihrer Märkte verständigt. Die brasilianische Conectiva ist bereits der stärkste einheimische Player auf dem lateinamerikanischen Markt. Progreny konzentriert sich auf das englischsprachige Nordamerika. Mandrakesoft hat eine starke Position in Frankreich und ist auch in Nordamerika, vor allem in Kanada, gut vertreten. Das in Tokio beheimatete Turbolinux konzentriert sich auf die fernöstlichen Märkte. (ls)