Server-Lösung von Topcall schlägt Brücke zwischen Fax und E-Mail

Vienna-Plattform integriert proprietäre und offene Nachrichtensysteme

20.06.1997

Die Systemlösungen der Wiener integrieren sowohl die E-Mail-Entwicklungen führender Hersteller wie "Exchange", "Notes", "Groupwise", "Connect", "SAP R/2" und "R/3" sowie "Officevision" als auch öffentliche Nachrichtenverbindungen wie Fax, Internet-Mail, X.400 und Telex. "Nicht nur die Amerikaner sind in der Lage, E-Mail-Lösungen zu entwickeln", gab deshalb Martin Hannah, CEO der Topcall International AG, einen dezenten Hinweis auf das Mutterland seines Unternehmens.

Separate Gateways werden hinfällig

Das Unternehmen, bislang nur Insidern bekannt, wurde bereits 1978 gegründet und beschäftigte sich zunächst mit Host-Integration, später dann mit integrierenden Fax- und E-Mail-Lösungen. 20 Millionen Dollar setzte die weltweit an 29 Standorten operierende Firma 1996 um. Vor drei Monaten wurde Topcall in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und soll ab dieser Woche an der Börse notiert werden.

Als Referenz für den Börsengang verweisen die Wiener auf 2800 international installierte Systeme, darunter über 300 SAP-Anwender. In Deutschland zählen laut Dieter Uckelmann, Geschäftsführer der Topcall GmbH, Varta, DeTeMobil, SAP, ABB und andere zu den Kunden.

Mit Vienna hat Topcall jetzt eine Plattform für die Kommunikation innerhalb und zwischen Unternehmen geschaffen. Eigenen Angaben zufolge bietet die Company als erste in einem Kommunikationssystem folgende Features an:

- die Anbindungen an Mail-Server oder Mail-Clients mit dem Post Office Protocol 3 (POP 3) und dem Interactive Mail Access Protocol 4 (IMAP 4),

- die Integration von Anwendungen,

- Verzeichnisfunktionen mit dem Leightweight Directory Access Protocoll (LDAP),

- einen Java-Nachrichten-Client,

- ein gemeinsames Nachrichtenarchiv sowie

- den Zugang zu Fax, Telex, X.400 und Internet-Mail.

Vienna ist eine Erweiterung des Kommunikations-Servers "Rome". Seit Einführung dieser Architektur Anfang 1997 müssen Unternehmen keine separaten Gateways mehr implementieren, verwalten und unterstützen, um verschiedene E-Mail- und Anwendungsplattformen an offene Kommunikationsdienste anzubinden.

Zu den Neuerungen zählt der Java-Client, der plattformunabhängig auf Mac-OS, OS/2, Windows sowie Unix arbeitet und mit jedem Browser genutzt werden kann. Anwender können dadurch sowohl Applikationen als auch die interne und externe Kommunikation in einem einzigen Netz betreiben, ohne Client-Software auf den Anwender-Workstations installieren zu müssen. Der Zugriff auf Topcall für Java ist aus Intranet-Netzen und dem Internet möglich. Damit stehen lokalen und mobilen Nutzern Kommunikationsfunktionen und der Zugang zu Mail- und Verzeichnisfunktionen sowie zum Topcall-Archiv zur Verfügung.

Die Österreicher bieten zwei Arten von Nachrichtenarchiven an. Für den Einstieg das Softwareprodukt "TC/Archive", das auf dem Topcall-Server installiert wird. Anwender erhalten damit ein Archivsystem mit Indexier- und Suchfunktionen, ohne in einen separaten Server investieren zu müssen. TC/Archive kann bis zu vier Millionen Faxseiten und 50 Millionen kurze Textnachrichten speichern.

Der dedizierte Topcall-Archive-Server ist hingegen eine High-end-Lösung für Unternehmen mit hohen Anforderungen an die Archivierung und Recherche von Nachrichten. Die Archivlösung in Vienna sieht ein einziges Archiv für alle Nachrichtenarten vor - Fax, Telex, X.400 und Internet-Mail einschließlich binärer Anlagen. Dies soll es dem Anwender erleichtern, Dokumente zu suchen und zu finden.

Der in allen Mail-Clients integrierte Volltext-Suchindex erlaubt, Kombinationen von Begriffen oder Ausdrücken innerhalb von Sekunden zu finden. Der Archiv-Server verfügt über eine Online-Festplattenspeichereinheit in Raid-Technologie mit einer Kapazität zwischen 40 und 160 GB. Topcall bietet ein Upgrade von der reinen Softwarelösung auf den Archiv-Server an, um die Investitionen und Daten des Kunden zu schützen.

Die Architektur erlaubt ferner den POP-3-Zugang zum Nachrichtenarchiv, so daß jeder Internet-fähige Mail-Client direkt an Vienna angebunden werden kann, ohne daß spezielle Mail-Server oder Gateway-Programme erforderlich sind. Anwender von Eudora, Netscape Navigator oder Microsoft Outlook können beispielsweise von allen Diensten und Plattformen auf ankommende Nachrichten in einer einzigen Mailbox zugreifen.

Mit einem offenen IMAP-4-Zugang auf das Topcall-Nachrichtenarchiv werden die Grenzen der proprietären Allianz zwischen Mail-Servern und Mail-Clients durchbrochen - zum Vorteil der Nutzer und Systemverwalter. Unternehmen, die mit IMAP-4-Clients wie zum Beispiel Netscape Communicator arbeiten, können von allen Topcall-Diensten wie Fax, Telex, Simple Mail Transfer Protocol (SMTP) und X.400 profitieren und ihren Nutzern den Zugriff auf das Topcall-Archiv ermöglichen.

LDAP-Zugang für alle Mail-Clients

Über den offenen Zugang zu LDAP kann praktisch jeder Mail-Client - einschließlich Topcall für Java - die im Verzeichnis angebotenen Adreßfunktionen nutzen. Mit Hilfe der Verzeichnis-Synchronisationsfunktion kann Vienna die Adreßverzeichnisse der Nutzer von vorhandenen E-Mail-Plattformen wie Notes und Exchange übernehmen und sie allen Nutzern für die Adressierung im Verzeichnis-Server verfügbar machen. Die LDAP-Implementierung in Vienna bietet Unternehmen ein einheitliches, integriertes Adreßverzeichnis für alle Arten von Nutzern, wodurch das Problem der auf verschiedene Stellen verteilten Adreßdaten gelöst wird und auf den Einsatz komplexer X.500-Verzeichnisfunktionen verzichtet werden kann.

Vienna ist ab sofort bei Topcall und über das weltweite Netz von Händlern und Systemhäusern erhältlich. Für derzeitige Anwender wird ein Upgrade angeboten. Die Preise beginnen bei etwa 30000 Dollar je nach Größe des Systems, Anzahl der Leitungen und Umfang des Nachrichtenverkehrs.