Internet-Mail oder proprietäre Standards?

Vielzahl von E-Mail-Standards verunsichert die Anwender

11.10.1996

Das Bedürfnis vieler Firmen, auch über die Unternehmensgrenzen hinaus E-Mails versenden zu können, hat zu einer explosionsartigen Vermehrung von Internet-Mail-Systemen geführt. Viele Anwender liebäugeln sogar damit, das SMTP des Internet als Mail-Backbone zu benutzen. Um den neuen Anforderungen zu genügen, bemühen sich einige Hersteller von proprietären Mail-Systemen, Internet- Protokolle in ihre eigenen Lösungen zu integrieren, während andere Anbieter neue Produkte entwickeln, die rein auf Protokollen wie SMTP basieren.

Die Analysten der Aberdeen Group in Boston sehen bei vielen Anwendern eine abwartende Haltung. Tatsächlich zögern viele Unternehmen mit dem Einsatz von Internet-Mail-Produkten, die sich zwar durch Skalierbarkeit auszeichnen, auf der anderen Seite jedoch gelegentlich nicht die Funktionalität besitzen, wie sie Anwender von proprietären Lösungen wie zum Beispiel Lotus Notes her kennen. So ist etwa das Versenden von Attachments mit Internet-Mail-Systemen nicht immer problemlos möglich. Der Preis für Messaging-Systeme spielt mittlerweile bei der Kaufentscheidung keine große Rolle mehr. Da viele Hersteller proprietärer Lösungen die Preise für ihre Produkte inzwischen stark gesenkt haben, können sie mit den den traditionell billigeren SMTP-Systemen konkurrieren.

Analysten empfehlen Anwendern, die Netware und cc:Mail in ihrem Netz implementiert haben, nicht überstürzt auf Internet-Mail umzustellen. Für Unternehmen, die ein auf TCP/IP basierendes Netz betreiben, und sich nicht auf ein proprietäres Produkt wie etwa Microsofts Exchange festlegen wollen, stellt der Schritt zu einem Mail-System auf Internet-Basis sicher eine interessante Alternative dar. Unklarheit herrscht derzeit jedoch noch darüber, welche Messaging-Lösungen Unternehmen wählen sollten: solche, die von Grund auf für das Internet konzipiert sind, oder solche, die nachträglich Internet-Mail-fähig gemacht wurden.