Viele Niederlassungen werden geschlossen Borland entlaesst 40 Prozent der Belegschaft und organisiert um

27.01.1995

LANGEN (CW/IDG) - Wie bereits in der vergangenen Woche angekuendigt, macht die angeschlagene Borland International Inc. ernst mit dem Downsizing des Unternehmens. Von derzeit 1700 Mitarbeitern muessen 650 gehen; ausser den Niederlassungen in Deutschland, Frankreich, Grossbritannien und Japan werden alle Auslandsdependancen stark verkleinert oder geschlossen.

Kuenftig will sich Borland ganz auf die Software-Entwickler als Kunden konzentrieren. Die Produktschwerpunkte setzt das Unternehmen bei den Datenbanken Dbase und Paradox sowie bei Entwicklungs-Tools. Was letztere betrifft, ruhen die Hoffnungen vor allem auf "Delphi", das noch in diesem Quartal ausgeliefert werden soll.

Die Rueckkehr zur angestammten Klientel soll helfen, die Entwicklungs- und Marketing-Kosten fuer die Produkte zu verringern, erklaerten Manager des Unternehmens. Sparen will Borland auch bei der Produktion von Handbuechern, Disketten und aehnlichem. Sie soll ausgelagert werden. "Das sind Funktionen, die sicher nicht zum Kerngeschaeft gehoeren", erlaeutert Gerhard Romen, Geschaeftsfuehrer Zentraleuropa der Borland GmbH, diesen Schritt. Ebenfalls outgesourct werden sollen diverse Marketing- und Supportaktivitaeten.

Der deutsche Manager will die angekuendigten Massnahmen nicht als ein Gesundschrumpfen, sondern als Re-Engineering betrachtet wissen. "Wir haben uns angeschaut, wo unsere Staerken liegen - und die sind sicher nicht im Suite-Geschaeft zu finden, sondern bei den Sprachen und Datenbanken." Romen zufolge bringen es diese nicht Consumer-orientierten Produkte auf einen Umsatzanteil von "ueber 75 Prozent".

Anders als bei den meisten internationalen Niederlassungen ist bei Borland Deutschland nicht mit allzu hohem Stellenabbau zu rechnen. "Wir werden um Personalanpassungen nicht herumkommen, aber wir bauen nicht 40 Prozent der Belegschaft ab", meint Romen. Ausser in England, Frankreich und Japan steht den anderen Dependancen ein gravierender personeller Aderlass bis hin zur voelligen Schliessung bevor. Dort, wo sich der Hersteller nicht mehr selbst engagieren moechte, uebernehmen Distributoren das Geschaeft.

Das Unternehmen, schaetzt Michael Wallace, Analyst bei USB Securities in New York, werde fuer das dritte Quartal (Ende: 30. Dezember 1994) des laufenden Geschaeftsjahres einen Verlust von 17 Millionen Dollar ausweisen. Der Umsatz duerfte sich auf 70 Millionen Dollar belaufen. Eine Fokussierung auf die Klientel der Software-Entwickler mache weitere Umsatzeinbussen wahrscheinlich, resuemiert der Analyst.