SAP-Arbeitsmarkt

Viele Jobs, hohe Ansprüche

23.01.2014
Von 
Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.
SAP-Berater sind gesucht, doch die Firmen bleiben wählerisch. Die Bilanz des auf den SAP-Arbeitsmarkt spezialisierten Personalberaters Thomas Biber: "Das Jahr war gut für die Bewerber, wenn auch nicht sehr gut."

Wer 2013 eine Stelle als SAP-Berater suchte, bekam zwar Einladungen zu Vorstellungsgesprächen und oft auch ein oder mehrere Angebote binnen weniger Wochen. Dennoch war die Situation nicht immer leicht, wie Headhunter Thomas Biber berichtet: "Auch hochqualifizierte Bewerber erhalten derzeit gelegentlich Absagen, und manch gestandener Berater muss ein paar Monate Zwangspause verkraften, bevor er wieder in Lohn und Brot steht."

SAP-Spezialisten bleiben begehrt, aber nicht alle bekommen den gut dotierten Traumjob.
SAP-Spezialisten bleiben begehrt, aber nicht alle bekommen den gut dotierten Traumjob.
Foto: Rudie - Fotolia.com

Gefragte FICO-Berater

Es sei ein "großer Unterschied", ob man Erfahrung mit verbreiteten Modulen mitbringe oder eine seltenere Spezialisierung vorweisen könne. FICO-Berater, also Kenner des Finanz- und Controlling-Moduls, sind in vielen Unternehmen gefragt, denn diese Module braucht fast jeder SAP-Kunde in jeder Branche. Hier eröffnen sich Bewerbern recht gute Chancen, schnell einen ansprechenden Job in der Nähe zu finden.

Auch in Bereichen wie SAP BI, SAP Basis oder SAP HCM (Human-Capital-Management) gibt es wieder mehr offene Stellen. Ebenfalls häufig gesucht werden SAP-Experten für Logistik oder Produktion. "Doch schon hier ist das Angebot in absoluten Zahlen geringer, und Bewerber müssen sich auf eine etwas längere Suche oder einen Umzug einstellen", sagt Biber.

Unverändert stark gefragt sind Entwickler vor allem für SAP HCM und CRM (Customer-Relationship-Management (CRM). In Deutschland, Österreich und der Schweiz sind in der SAP-Szene auch Führungspositionen zu vergeben.

Mobile Bewerber gesucht

Bei SAP-Branchenlösungen steht einer kleinen Schar von Experten zwar eine große Zahl von offenen Stellen gegenüber, diese sind jedoch weit gestreut. Karrierechancen bieten sich vor allem Beratern, die umzugs- oder reisebereit sind.

Das Gleiche gilt für Berater, die am Anfang ihrer Karriere stehen: Bewerbern mit zwei Jahren Berufserfahrung können spezialisierte SAP-Recruiter zahlreiche Angebote im Bereich Customizing und Entwicklung vorlegen. Oft erfordert dies jedoch einen Standortwechsel und die Bereitschaft, an vier Tagen pro Woche unterwegs zu sein. Noch wichtiger ist die volle Reisebereitschaft bei Neu- und Quereinsteigern sowie Bewerbern mit weniger als zwei Jahren SAP-Erfahrung.

"Selbst hochqualifizierte Bewerber müssen ein paar Monate Zwangspause nehmen."
"Selbst hochqualifizierte Bewerber müssen ein paar Monate Zwangspause nehmen."
Foto: Privat

"SAP-Profis gehören zwar zu den Spitzenverdienern im Land, sie haben aber in den letzten zwölf Monaten keine signifikante Steigerung des Reallohnniveaus erzielt", sagt Biber. Das Gleiche gelte auch für die Jahre davor.

Dies liege unter anderem daran, dass das Angebot an SAP-Beratern zunimmt. "Absolventen und Young Professionals nehmen die SAP-Beratung zu Recht als sehr attraktive und zukunftsträchtige Branche wahr", beobachtet der Personalprofi. Eine schnell ansteigende Lohnkurve sei besonders in den ersten fünf bis zehn Jahren der Laufbahn charakteristisch. Spitzengehälter in der Beratung reichen bis in den sechsstelligen Bereich.

Gleichzeitig aber grenzt sich laut Biber der SAP-Markt stark ab und verlangt von Einsteigern, hohe Hürden zu überspringen. Der Zugang zur Praxis bleibt selbst manchem verwehrt, der Zertifizierungen und einschlägige Zeugnisse vorweisen kann: "Nicht jeder, der hier Fuß fassen will, schafft den schwierigen Sprung."

Vorsichtiges Recruiting

Zugleich haben zahlreiche Unternehmen weiterhin Schwierigkeiten, Stellen für SAP-Spezialisten zu besetzen. Dies liege in manchen Fällen an einem sehr spezifischen Anforderungsprofil: "Diese Firmen benötigen oft Fachkräfte mit einer seltenen Spezialisierung oder - besonders Mittelständler - eine seltene Kombination bestimmter Fertigkeiten", kommentiert Biber. "Immer öfter beobachten wir aber auch, dass Unternehmen außerhalb der Ballungsräume rund um Frankfurt am Main, München, Stuttgart und Köln/Düsseldorf es schwer haben, ihre Wunschkandidaten mit den gegebenen Konditionen dorthin zu locken."

Hinsichtlich der Branchen sei das frühere Zugpferd Manufacturing/Automotive eher schwach. "Die Nachfrage nach SAP-Personal ist hier noch nicht wieder auf dem Niveau der Zeit vor der Wirtschaftskrise 2008/2009 angekommen", bilanziert der Personalberater. Viele Unternehmen gehen bei der Rekrutierung von neuen Mitarbeitern eher vorsichtig vor. SAP-Stellen besetzen sie nach Möglichkeit, indem sie bewährte interne Mitarbeiter umschulen.(hk)

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