IT-Jobs in der Umweltbranche

Viel Spielraum für kreative Informatiker

14.01.2010
Von 
Peter Ilg ist freier Journalist in Aalen.

80 neue Arbeitsplätze pro Tag

Die erneuerbaren Energien sind ein zuverlässiger Jobmotor. Zahlen dazu liefert ein unabhängiges Fachgremium, das das Bundesumweltministerium eingerichtet hat: Nach Angaben der Arbeitsgemeinschaft Erneuerbare Energien-Statistik haben Anlagenhersteller, Zulieferer und Planer derzeit rund 280.000 Beschäftigte. Allein im vergangenen Jahr sei die Zahl der Arbeitsplätze um 30.000 gestiegen - das sind etwa 80 neue Arbeitsplätze pro Tag.

Seit 1998 hat sich die Zahl der Beschäftigten in der Branche vervierfacht. Im Vergleich dazu ist das Personalwachstum im Automobilbau mit rund fünf Prozent bescheiden. Solarthermische Großkraftwerke und Windenergie sind nach Oesterwinds Meinung die "voraussichtlichen zukünftigen Leittechniken". Er prognostiziert für die nächsten zehn Jahre einen kräftigen Beschäftigungsanstieg um 200.000 bis 300.000 Mitarbeitern beispielsweise um die Anlagen zu beobachten und technisch zu überwachen.

Darum geht es bei Drehpunkt. "Inhaltlich sind wir nahe am Maschinenbau. Deshalb müssen unsere Mitarbeiter wissen, wie die Stromerzeugung durch Windräder funktioniert", sagt Stephan Thiemann. 15 Mitarbeiter hat sein Unternehmen, davon zwei Informatiker. Von denen erwartet er, dass sie sich rasch in neue Technologien einarbeiten können. Sein neuer Mitarbeiter Schade hat regelmäßig mit Ingenieuren bei Kunden zu tun, und von denen hat er einiges über Windräder gelernt. "Jetzt weiß ich so viel über Windkraftanlagen, dass ich verstehe, wie durch die Flügel Strom erzeugt wird, und kann die Prozesse in Software abbilden. Im Übrigen musste ich mich auch im Automobilbereich erst einarbeiten."

Beide Branchen vergleicht er so: In der Automobilindustrie seien die Aufgaben klar und eindeutig spezifiziert, der persönliche Spielraum deshalb gering. Die erneuerbaren Energien befinden sich im Aufbau, deshalb kenne man zwar die Richtung, aber nicht den Weg zur Lösung. "Es gibt hier unheimlich viel zu tun, und man kann völlig kreativ sein. Umweltbewusstsein reicht dafür allerdings nicht aus." Auch wenn eine entsprechende Spezialisierung im Studium nicht erwartet wird, hält es IBC-Solar-Mann Band doch für einen Vorteil, "wenn neue Mitarbeiter die Branche bereits kennen", sei es über das Studium, durch Praktika oder vorherige Arbeitgeber.

Arbeitsmarkt für erneuerbare Energien

Der Bedarf an Fachkräften ist in den erneuerbaren Energien auch in der Wirtschaftskrise weiterhin hoch. Einer Untersuchung des Wissenschaftsladens Bonn zufolge ist die Zahl der Stellenangebote im ersten Quartal 2009 im Vergleich zum Vorjahr um ein Viertel gestiegen. Gesucht werden vor allem Ingenieure. Aber: "Es ist deutlich erkennbar, dass der Anteil an Informatikern im Bereich erneuerbare Energien zwar leicht, aber stetig steigt", sagt Theo Bühler, Geschäftsführer vom Wissenschaftsladen Bonn. Außer in den IT-Abteilungen würden nach seinen Erkenntnissen Informatiker schwerpunktmäßig in der Planung, Projektentwicklung und im Monitoring eingesetzt. Der Wissenschaftsladen untersucht den Arbeitsmarkt Erneuerbare Energien regelmäßig im Auftrag des Bundesumweltministeriums.