Video-Rendezvous und Bildtelefon-Flirts

18.08.1978

TOKIO/LOS ANGELES (ee) - Die Segnungen moderner Kommunikationstechniken helfen Geschäftsleuten und einsamen Zeitgenossen: In der japanischen Stadt Gyoda hat der Magistrat eine Heiratsvermittlung per Video-Band eingeführt - in Hollywood bewarben sich 22 Starlets via Bildtelefon bei einem New Yorker Agenten um die Rolle in einem Werbefilm für Schönheitsmittel.

Bei den New Yorkern lag der Nutzen des Bildtelefons klar auf der Hand - sie konnten die Reisekosten ins 5000 Kilometer entfernte Los Angeles sparen; was die elektronische Heiratsvermittlung anlangt, so soll sie zumindest "sehr beliebt" sein.

Der Bildtelefon-Service der Picturephone Meeting Service kostet für die Strecke New York - Los Angeles 390,50 Dollar pro Stunde oder 6,50 pro Minute. Dieser Tage ließ sich's ein Student 55 Dollar kosten, um mit seiner fernen Geliebten zu flirten. Dabei schnitt er das Bild seiner Freundin auch noch auf einem Video-Band mit. Chicago, San Franzisco und Washington sind bisher an das Fernbild-Gesprächsnetz angeschlossen. Die Übertragungen werden aus zentral gelegenen Picturephone-Studios gesendet. Während der Übertragung ziehen sich die Angestellten diskret zurück.

Bei dem Videoband-Heiratsbüro der Japaner werden die Brautsucher oder unbemannten Jungfern in einem Interview vorgestellt, nach Familien- und Einkommensverhältnissen gefragt. In Gyoda war die Video-Vermittlung Ausweg aus einer tristen Schlafstadt-Situation: Gyoda, eine halbe Stunde-Bahnfahrt von Tokio entfernt, hatte sich mehr und mehr zur Schlafstadt entwickelt und 1 die jungen Leute hatten kaum Möglichkeiten, Partner fürs Leben zu finden.