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Video-Games für Christen

27.07.2005

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - "Doom" in unterschiedlichen Versionen, "Resident Evil" oder "Halo" - das sind Videospiele, die jeder Aficionado aus der Szene kennt. Daneben könnte aber auch ein Adressatenkreis für die Gamerszene interessant werden, den man nicht unbedingt auf der Rechnung hat - gläubige Christen.

Wie der Branchendienst "Cnet" schreibt, wird dieser neu aufkommende Markt bei der vierten jährlich abgehaltenen Konferenz "Christian Game Developers Conference" im Zentrum stehen. Die Veranstaltung findet von Donnerstag bis Samstag in Portland im US-Bundesstaat Oregon statt. Auf ihr werden unter anderem Preise für die besten christlich orientierten Spiele vergeben.

Marktexperten gehen davon aus, dass ähnlich dem Industriesegment für christliche Musik auch dasjenige für religiöse Computerspiele viel Potenzial besitzt. So rechnet der Chief Executive Officer (CEO) von N'Lightning Software, Ralph Bagley, vor, etwa die Hälfte all derjenigen, die ihre Zeit mit Videospielen verbringen, seien Christen. Sein Unternehmen war das erste von rund 100 Softwarehäusern, das in die Entwicklung von PC-basierten Spielen mit religiösen Inhalten investiert hat. Das erste Spiel, "Catechumen", kostete in der Entwicklung rund 830.000 Dollar und verkaufte sich seit dem ersten Release im Jahr 2001 etwa 80.000 mal. Das zweite Spiel aus dem Hause N'Lightning, Ominous Horizons" kauften mehr als 50.000 Konsumenten. Die Entwicklung kostete eine Million Dollar, so Cnet.

Vor 15 Jahren lagen im Segment für christlich ausgerichtete Musik ähnliche Voraussetzungen vor wie jetzt für die Spieleindustrie insofern sie sich auf Software mit religiösen Inhalten kapriziert, sagt Bagley. Erstere hatten dabei erst dann Erfolg, als sie ihre Anstrengungen in einer Gruppe zusammenfassten und sich zudem auf Qualitätsstandards konzentrierten.

Ein wesentliches Erfolgsargument für die Hersteller christlich orientierter Spiele wird sein, aus ihrer Enklave der PC-Spiele herauszukommen und ihre Produkte auch auf dem Massenmarkt für Spielekonsolen anbieten zu können. Crave Entertainment, Anbieter preiswerter Spiele wie beispielsweise "World Championship Poker", wird in diesem November "The Bible Game" für die Playstation-2- und Game-Boy-Konsolen auf den Markt bringen.

Interessant wird auch sein, ob die erfolgreiche Buchserie "Left Behind" mit 13 Bänden sich auch in der Version als PC-Spiel durchsetzen wird. Die Buchversion wurde 63 Millionen Mal verkauft. "Left Behind: Eternal Forces" ist ein Echtzeit-Strategiespiel, das in New York am Ende aller Tage spielt und bei dem der Spieler zwischen zwei sich konfrontierenden Parteien wählen muss.

Troy Lyndon, CEO von Left Behind, sagte, die Buchreihe könne auf eine Leserschaft von rund zehn Millionen Eltern, erwachsenen Singles, Teenager und Kinder verweisen. In die Entwicklung einer digitalen Spieleversion werde man, so Lyndon, mehr Geld und Ressourcen stecken als jemals in ein Spiel mit religiösen Inhalten investiert wurde. "Wenn nur zehn Prozent der Leserschaft das Buch auch als Spiel kaufen, wird es ein Top-Seller", sagte Lyndon.

Die Herausforderung der Softwareentwickler für Spiele hat dabei schon immer darin bestanden, ein unterhaltsames Produkt auf hohem Qualitätsniveau zu fertigen, zitierte Cnet den N'Lightning-Mann Bagley. Was man aber definitiv nicht tun dürfe sei, Spielekonsolen zu nutzen, um über diesen Weg mit Leuten zu beten. (jm)