Beta will Sirius-Hersteller zwar - "wie auch immer" - übernehmen, doch:

Victor gibt Datatronic schon als Sieger aus

14.09.1984

FRANKFURT (ru) - Verlierer versuchen nicht selten, verlorengegangenen Boden durch eine Flucht nach vorne wettzumachen. Zumindest prophezeit Gisbert Fischer. Boß der Mannheimer Beta Systems AG, er werde im Rennen um Victor letztlich doch Sieger bleiben. Derzeit allerdings trägt die Datatronic A. B., Stockholm, die Fahne voran. Die schwedische High-Tech-Gruppe ist jetzt mit dem Board der Victor Technologies Inc. übereingekommen, 90 Prozent der Gesellschaftsanteile des US-Mikroherstellers zu übernehmen.

"Wir haben die Sache 100prozentig unter Dach und Fach", frohlockt denn auch Jürgen Tepper, Geschäftsführer der deutschen Victor in Frankfurt. Ob der Deal mit den Schweden tatsächlich zustande kommt, ist alllerdings noch nicht so ganz entschieden. Dem Verkauf der Gesellschaftsanteile und dem Reorganisationsplan stimmte zwar der Gläubigerausschuß zu, doch das letzte Wort hat das vergleichsverwaltende Gericht in San José, Kalifornien. Victor hatte bekanntlich Gläubigerschutz nach Chapter 11 beantragt.

Die Entscheidung wird in den nächsten Wochen fallen. Während dieser Zeit kann jeder x-beliebige Interessent eine höhere Offerte plazieren. Sobald diese über der von Datatronic liegt, haben die Schweden das Nachsehen. Tepper: "Das Angebot müßte allerdings wesentlich höher ausfallen."

Sollte das Victor-Hickhack mit dem richterlichen Zuschlag für Datatronic enden, so liefe die Transaktion in zwei Stufen ab: In bar zahlen die Skandinavier 10 Millionen Dollar für die 90prozentige Beteiligung an Victor. Weitere 15 Millionen Dollar werden in Form langfristiger Schuldscheine herausgegeben, die der Befriedigung von Ansprüchen der Victor-Gläubiger dienen.

Datatronic-Geschäftsführer Mats Gabrielsson erklärte, die Kreditoren verzichteten auf 70 Prozent ihrer Forderungen. Die Gesamtverbindlichkeiten Victors werden zwischen und 102 Millionen Dollar angegeben. Der zwischen beiden Gesellschaften ausgehandelte Vertrag sieht eine Reduzierung des Anteils freier Aktionäre auf 10 Prozent vor. Finanzieren will Datatronic den erwogenen Kauf mit einer Privatplazierung von 250 Millionen schwedischen Kronen. Darüber hinaus sollen Aktien der Schweden an der Stockholmer Börse eingeführt werden.

Die Beta Systems AG, eigens gegründet, um die Kerkerbachbahn-Aktivitäten durch das gut florierende DV-Geschäft auf ein weiteres Gleis zu stellen, läßt indes nicht locker. Ihr oberster Chef ist eifrig bemüht, nach wie vor die gemeinsame Zukunft mit Victor zu beschwören. Ob dies nur die Agonie einer Hoffnung ist, wird sich im Oktober erweisen. Für diesen Herbstmonat plant Beta, den Coup mit dem Chapter-eleven-Schützling perfekt zu machen.

Daß man die Bietergarantie (COMPUTERWOCHE Nr. 39 v. 8. August) nicht erbracht habe, rechtfertigt Beta-Chef Fischer mit der "einzigen Möglichkeit eines sauberen Ausstiegs aus dem Vertrag, weil wir das Vertrauen zu unserem Geschäftspartner nicht mehr hatten". In wenigen Wochen aber will Beta das Geschäft - "wie auch immer" - festmachen. "Ein Deal, der kein Deal mehr sein wird", erklärt Fischer kurz und bündig. Über das "Wie" schweigt er sich allerdings aus und verweist auf die Möglichkeiten "Bancruptcy Act" des amerikanischen Konkursrechts.

Für ihn ist die Unterschrift Datatronics unter den nunmehr ausgehandelten Vertrag lediglich "eine Position, die im Gesamtgeschäft für mich wichtig ist". Beta werde in einer Form einsteigen, "die uns vom Gericht gegeben ist". Fischer:" Wir werden sagen, das ist Preis, das sind die Bedingungen, und die sind dann zu akzeptieren."

Mit seinem zumindest für die eigenen Aktionäre verführerisch klingenden Konzept will der Beta-Manager einen Konzern mit einer Größenordnung von mindestens 500 Millionen Dollar schaffen. Dazu gehöre neben Victor ein "gewisses Umfeld", mit dem schon Verträge bestünden.