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Verzögert sich Version 2.4 von Linux wieder?

05.05.2000

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Ursprünglich sollte Version 2.4 des Linux-Betriebssystems schon im Oktober 1999 auf den Markt kommen. Dann war der Stapellauf für den Sommer 2000 geplant. Jetzt sieht es so aus, als ob die neueste Linux-Variante frühestens im Spätherbst dieses Jahres verfügbar sein könnte. Grund für die verzögerte Markteinführung, die schon fast an Microsoft-Usancen erinnert, sind Erweiterungen, die die Linux-Entwicklergemeinde ständig am Kernel vornimmt, um diesen so um wichtige Features zu erweitern. Hierzu gehört etwa die Unterstützung von 64 GB großen Adressräumen oder des 64-Bit-Dateisystems NFS, Version 3. Der Linux-Geburtshelfer Linus Torvalds sagte, man packe jetzt immer mehr in die neue Version des Open-Source-Betriebssystems, weil die neuen Eigenschaften alle sehr nützlich seien: „Deshalb ist es auch so schwer, Nein zu sagen, wenn es darum geht, immer noch ein Feature in Linux einzubauen.“

Für Linux-Distributoren und -Entwickler entsteht wegen der Verzögerung eine schwierige Situation. Sie müssen sich entscheiden, ob sie auf Version 2.4 warten wollen und damit Umsatzeinbußen riskieren, oder ob sie auf der Basis des bisherigen Codes Software-Applikationen entwickeln, die die zu erwartenden neuen Features von Linux trotzdem unterstützen. Stacey Quandt, Analystin bei der Giga Information Group, glaubt nicht, dass die Verzögerung der Markteinführung sich negativ auf die Marktanteile von Linux auswirken wird. Sie monierte allerdings, dass die Entwickler von Version 2.4 sich zu sehr auf neue Features konzentrieren, die mehr Belange des Desktop-Anwenders bedienen. Um im Hochleistungsbereich, also bei Servern, erfolgreich gegen Microsoft Windows-NT- und Windows-2000-Betriebssysteme antreten zu können, sollten die Entwickler mehr Sorge dafür tragen, dass die nächste Version von Linux Eigenschaften wie Volume Management oder die Unterstützung

von großen symmetrischen Multiprozessor-Systemen unterstützt.