Attraktive Arbeitgeber

Vertrauenskultur macht den Unterschied

07.10.2012
Von 
Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.
Reden, reden, reden - auf diesen einfachen Nenner lässt sich das Erfolgsrezept des IT-Beratungshauses Noventum bringen, das schon mehrmals ausgezeichnet wurde.
Noventum Geschäftsführer (Zweiter von rechts ) freut sich in Berlin mit seinen Mitarbeitern Tamara Wagner, Olaf Braam und Thomas Dengler über das gute Abschneiden beim europäischen Wettbewerb Great Place to Work.
Noventum Geschäftsführer (Zweiter von rechts ) freut sich in Berlin mit seinen Mitarbeitern Tamara Wagner, Olaf Braam und Thomas Dengler über das gute Abschneiden beim europäischen Wettbewerb Great Place to Work.
Foto: Great Place to Work Institute

Dreimal hintereinander wurde der in Münster ansässige IT-Dienstleister Noventum als bester deutscher Arbeitgeber vom Great Place to Work Institute in Köln in der Kategorie der Unternehmen mit weniger als 500 Mitarbeitern ausgezeichnet. In diesem Jahr belegte die rund 100 Personen starke Firma zusätzlich in der europäischen Wertung den dritten Platz.

Da stellt sich die Frage: Was macht die Firma anders als die anderen? Erste Antwort: Sie kocht auch nur mit Wasser. Bei näherem Hinsehen allerdings werden die Unterschiede erkennbar. Uwe Rotermund, Geschäftsführer und Mehrheitseigentümer des Unternehmens, wird immer wieder von seinen Kunden gebeten, sein Modell vorzustellen, dann finden auch Workshops statt. Mit der Umsetzung tun sich die Firmen indes schwer, wie er beobachtet - aus einem einfachen Grund: Sie ist ziemlich zeitaufwendig.

Keine Einstellungstests

Einmal im Halbjahr präsentieren Management und Mitarbeiter in einem Ganztages-Workshop der gesamten Belegschaft Ergebnisse und Projekte. Danach beurteilen die Beschäftigten im Intranet diesen Tag. Allein schon bei dieser Vorstellung stöhnen Geschäftsführer anderer Firmen, weil sie sich der Kritik der Mitarbeiter nicht aussetzen wollen - selbst wenn sie anonym ist. Zusätzlich läuft abteilungsintern quartalsweise - ebenfalls ganztags - ein Workshop, in dem sowohl fachliche als auch atmosphärische Themen besprochen werden. Damit nicht genug: Zweimal im Jahr findet das Mitarbeitergespräch statt, in dem ausführlich Arbeit, Karriereentwicklung und Weiterbildungsmöglichkeiten erörtert werden. Umgekehrt beurteilt auch der Mitarbeiter seinen Vorgesetzten.

Schon der Bewerber bekommt zu spüren, dass dieser Arbeitgeber einen sehr intensiven Kommunikationsstil pflegt, so dass er sofort weiß, woran er ist. "Wir haben kein System", erzählt Rotermund schmunzelnd. Er lehnt Tests, Assessment-Center oder sonstige Prüfinstrumente ab. Der Kandidat soll möglichst viele Gespräche führen, angefangen beim Geschäftsführer über den Personaler bis hin zum künftigen Vorgesetzten und den Kollegen, damit sich alle ein Bild machen.

Umgekehrt weiß Rotermund, dass er seinen Mitarbeitern interessante Aufgaben geben muss, damit sie sich voll entfalten können. Und auch Förderung und Weiterbildung dürfen nicht zu kurz kommen.

Pluspunkt Sozialarbeit

Eine firmeninterne Akademie soll dafür sorgen, dass Mitarbeiter das gleiche Verständnis etwa von Methoden oder Führung haben. Die Führungskräfte selbst können zusätzlich externe Coaches in Anspruch nehmen. Rotermund ist nämlich überzeugt, dass ein Unternehmen nur dann langfristig erfolgreich ist, wenn es eine von allen Beschäftigten getragene Vertrauens- und Führungskultur besitzt, in der sich Lernprozesse etabliert haben und das Eingestehen von Fehlern erlaubt ist. Das falle vielen Managern nach wie vor schwer.

Und weil Mitarbeiter nicht nur für Umsatz und Gewinn ihres Arbeitgebers sorgen sollen, sondern auch Teil der Gesellschaft sind, fördert Noventum ehrenamtliches und soziales Engagement der Beschäftigten mit zeitlicher Freistellung und mit finanziellen Hilfen für die jeweiligen Projekte.