Im Krankheitsfall

Versicherung ist gut, Vertrag ist besser!

12.03.1976

MÜNCHEN - Von Gesetzes wegen müssen die deutschen Arbeitgeber ihren Mitarbeitern im Krankheitsfall sechs Wochen lang Lohn oder Gehalt weiterzahlen. Danach gibt es Krankengeld von der Sozialversicherung bei Pflichtversicherten in Höhe des Nettolohns. Angestellte die (nach dem Stand von 1976) mehr als 2325 Mark im Monat verdienen und freiwilliges Mitglied einer AOK sind, erhalten höchstens 1860 Mark monatlich - bei Ersatzkassen gibt es bis zu 3060 Mark

Je höher das Nettoeinkommen liegt, um so größer ist die Lücke, wenn der Arbeitgeber die Gehaltsüberweisung stoppt. Und solche Angestellte, die nicht in einer Krankenkasse sind oder Krankengeld nicht freiwillig mitversichert haben, sind in einer bösen Lage: Sie haben keine Leistung zu erwarten.

Viele Firmen sind indes kulanter, als es das Gesetz vorschreibt.

Ein Vergleich der wichtigsten in der Bundesrepublik tätigen DV-Hersteller zeigt, daß die Kulanz recht unterschiedlich ist: Mehr gibt es bei allen aber nicht gleich lange.

Das wird zusätzlich gezahlt

Honeywell Bull: Die Differenz zwischen dem Krankengeld und dem Nettoeinkommen für einen Monat bei (Betribszugehörigkeit von länger als einem Jahr bis vier Jahren), für 2,5 Monate (bei bis zu 9 Jahren) oder für 4,5 Monate (bei 10 Jahren und länger). Außerdem für leitende Angestellte zusätzlich 12 Monate lang ein Krankentagegeld von 1/60 des Nettogehaltes plus 3 Monate oder - bei mehr als sechsmonatiger Betriebszugehörigkeit -6 Monate volles Gehalt.

IBM: Für alle Mitarbeiter 100 Prozent des Nettoeinkommens (abzüglich Krankengeld) auf 4,5 Monate gesichert danach 90 Prozent für weitere sechs Monate. Anschließend Entscheidung nach Lage des Falls.

Philips: Außertarifliche Angestellte erhalten ab der 7. Woche 100 Prozent des Nettoeinkommens (abzüglich Krankengeld) für 12 Monate, für weitere 6 Monate 85 Prozent. Zusätzlich werden Beiträge für Angestellten- oder Lebensversicherung und Pensionskasse übernommen.

Sperry Univac: Die Differenz zwischen Nettogehalt und Krankengeld wird drei Monate lang, bei leitenden Angestellten sechs Monate lang zugezahlt (bei mindestens fünfjähriger Betriebszugehörigkeit).

Siemens: Bei außertariflich Beschäftigten die Differenz zwischen Nettogehalt und Krankengeld für maximal 72 Monate. Sonst je nach Einzelvereinbarung oder den verschiedenen Tarifverträgen.

DV im Mittelfeld

Mit diesen sozialen Leistungen bewegen sich die DV-Hersteller nach einer Untersuchung des Wirtschaftsmagazins Capital im Mittelfeld der Sozialfreudigkeit deutscher Industrieunternehmen.

Das große Vorbild des Chemie-Konzerns Bayer erreicht keiner: Alle Angestellten des Leverkusener Größt-Unternehmens erhalten grundsätzlich - unter Anrechnung des Krankengeldes - das Nettogehalt ohne Rücksicht auf Alter, Betriebszugehörigkeit oder

SteIlung weiter. Gezahlt wird ohne zeitliche Begrenzung bis zur Invalidisierung. ob