Kommentar

Verschlafene Jahr-2000-Politik

04.09.1998

Das Jahr-2000-Problem zieht immer größere Kreise. Die Schwierigkeiten selbstgestrickter Cobol-Programme, älterer Standardsoftware und vieler PCs mit dem Datum sind mittlerweile hinlänglich bekannt. Dagegen wurde den Problemen internationaler Daten- und Sprachnetze bislang kaum Aufmerksamkeit geschenkt.

Ein in der TK-Infrastruktur wütender Millennium-Fehler würde dem Thema Jahr 2000 jedoch eine neue Dimension verleihen. Während fehlerhafte Software Daten verfälscht und beispielsweise Rentenbescheide und Versicherungsprämien manipuliert, greift die Kommunikationstechnik nicht in Inhalte ein. Doch Netzprobleme sind nicht minder schädlich für die Volkswirtschaft, denn die vertraut ihre geschäftliche Kommunikation inzwischen mehr und mehr der TK-Infrastruktur an.

Um so verwunderlicher, daß die deutsche Politik zu diesem Thema schweigt. Anders als in den USA, wo Präsident Clinton das Jahr-2000-Problem zur Chefsache erklärt hat, ist hierzulande keinerlei Sensibilisierung der Industrie spürbar. Gefährdet ist vor allem der wirtschaftlich schwergewichtige Mittelstand, der die mit dem Jahrtausendwechsel verbundenen Schwierigkeiten weitgehend ignoriert. Das könnte fatale Folgen haben, denn das kritische Datum rückt näher und die Dimension des Problems scheint noch immer nicht vollständig erkannt zu sein. jha