Verschiedene Produkte

17.05.1996

Der Ovum-Artikel unterscheidet bei Oracle nicht, um welches Middleware-Produkt es sich handelt. Oracle vermarktet nämlich zwei völlig verschiedene Produkte, die bis dato nichts gemein haben. Ein eigenes (Oracle Star), wenn es sich um eine relationale Datenbank auf dem Host handelt, und ansonsten EDA/SQL von Information Builders für alle anderen Datenbanken und Datenhaltungssysteme. Im Markt ist diese Konstellation oft nicht bekannt. Um so größer ist die Überraschung bei Kunden, die sich gegen EDA/SQL und für Oracle entschieden haben, wenn Techniker von Information Builders die Installation vornehmen. In vielen Bereichen ist es üblich, daß ein Produkt von einem Wettbewerber unter eigenem Label vertrieben wird, so bei Waschmaschinen und auch PCs. Seltsam mutet es jedoch an, wenn ein und dasselbe Produkt von einem Testinstitut verschiedene Bewertungen bekommt.

Vermutlich haben Oracle und Information Builders vereinbart, daß Oracle unter eigenem Label EDA/SQL vermarktet und Information Builders nur im Supportfall enthüllen darf, daß es sich um EDA/SQL handelt. Diese Vereinbarung macht insoweit Sinn, als Oracle viel vertriebsstärker ist und andererseits EDA/SQL auch über eine eigene relationale Komponente verfügt, die mit Oracle Star in Konkurrenz stünde.

Ovum behauptet auch, daß Middleware einen starken Server benötige. Das klingt so, als läge das in der Natur der Dinge und sei nicht ein Mangel. Es ist sehr wohl möglich, Middleware auch effizient und damit skalierbar zu implementieren. Das Problem besteht darin, daß die großen Anbieter dem Anwender eine Art Standard anbieten und unberücksichtigt lassen, daß sich in MVS/ESA bei einer jeweiligen Installation sehr viele verschiedene Möglichkeiten der Optimierung ergeben. Das ist insoweit auch erklärlich, als die genannten Anbieter im Mainframe-Bereich kaum vertreten sind. Selbst die BASF, die sehr viele Oracle-Lizenzen erworben hat, setzt in MVS/ESA eben nicht Oracle, sondern DB/2 ein.

Middleware präjudiziert auch nicht dynamisches SQL bei relationalen Datenbanken, wie einfach behauptet wird. Es ist allerdings eine smarte Systemsoftware nötig, die statisches SQL ermöglicht.

Middleware ist unbedingt nötig, wenn der Mainframe in die Rolle eines zentralen Servers wächst. Die Performance ist dabei ein sehr wichtiger Aspekt. Wenn man sich Client-Server-Installationen mit PCs als Client und einem Mainframe als Server anschaut, so fällt in der Regel auf, daß die CPU des Mainframes an der Kapazitätsgrenze ist und die PCs sich langweilen.

Gerade der Aspekt der Performance steht im Mittelpunkt der Host-Connectivity-Konferenz am 10. Juni 1996, die die GFU in Frankfurt/Höchst veranstaltet.

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