Konjunkturlage beeinflußt Arbeitsmarkt

Verringerte Nachfrage

12.09.1975

MÜNCHEN - Ohne Computer hätte die Zukunft keine, meint IBM im Werbeslogan. Aber für DV-Berute ist die Zukunft auch nicht mehr, was sie einmal war.

Der Mythos der EDV-Branche bröckelt. Was sich für Hersteller in unbefriedigenden Umsatzzahlen äußert, liest sich im DV-Stellenmarkt härter: Rückläufiges Angebot, gar Einstellungsstop, Entlassungen und Arbeitslosigkeit, große Bewerber-Konkurrenz bei jeder Job-Ausschreibung.

Die neuesten Zahlen der PA Management Consultants GmbH, Frankfurt, über das Stellenangebot für DV-Führungskräfte (40 000 Mark p. A. und mehr) ist alarmierend. Im II. Quartal 1975 gingen die Angebote gegenüber dem 1. Quartal um 18 Prozent, gegenüber dem Vergleichszeitraum 1974 gar um 35 Prozent zurück. Keine andere deutsche Manager-Gruppe (s. Tabelle) ist so massiv vom Konjunktureinbruch betroffen. In keinem anderen europäischen Land ist die Marktlage für DV-Führungskräfte so schlecht.

Tendenz bestätigt

Die deutschen Zahlen resultieren aus der Analyse der Stellenangebote in den Tageszeitungen Welt, FAZ und Süddeutsche Zeitung. Insofern müssen sie für die tatsächliche Lage am DV-Stellertmarkt statistisch nicht repräsentativ sein. "Aber", so PA-Sprecher E. von Mauchenheim, "unsere Erfahrungen als Personalberater und die anderer Agenturen zeigen, daß die Zahlen die Tendenz völlig richtig widerspiegeln".

Für die kritische Lage am DV-Arbeitsmarkt gibt es auch andere Belege. Reichlich ein Prozent der rund 200 000 DV-Beschäftigten in der BRD sind derzeit arbeitslos: Tendenz steigend. Auf Stellenangebote gehen im Schnitt 70 bis 80 Bewerbungen ein. Gehaltsangebote und -forderungen stagnieren auf dem Niveau von 1973/74, - Ausnahmen bestätigen die Regel.

Über den Daumen gepeilt, scheint die Situation im MDT-Bereich günstiger als in der DV-Gesamtheit zu sein. Die MDT-Hersteller verzeichnen noch Umsatzzuwachs. Auf der Anwenderseite heißt das: Neuinstallationen und damit auch Arbeitsplätze für DV/MDT-Fachleute. os