Was die IFA 2015 brachte

Vernetztes Heim, Smartphones und Skylake-PCs

09.09.2015
Von 
Malte Jeschke war bis März 2016 Leitender Redakteur bei TecChannel. Seit vielen Jahren beschäftigt er sich intensiv mit professionellen Drucklösungen und deren Einbindung in Netzwerke. Daneben gehört seit Anbeginn sein Interesse mobilen Rechnern und Windows-Betriebssystemen. Dank kaufmännischer Herkunft sind ihm Unternehmensanwendungen nicht fremd. Vor dem Start seiner journalistischen Laufbahn realisierte er unter anderem für Großunternehmen IT-Projekte.
Heute endet die IFA 2015. Wir geben einen – subjektiven - Überblick, was in Sachen vernetztes Heim, Smartphones und PCs geboten war.

Das Smart Home stand vor allem bei ­Anbietern von Haushaltsgeräten im Mittelpunkt der Präsentationen. Die nächste Wertschöpfungsstufe, so wurde deutlich, erreichen Miele, Bosch & Co. durch Internet-basierte Zusatzservices für ihre Wasch­maschinen und Kühlschränke.

Miele automatisiert Bestellprozess

Miele präsentierte beispielsweise mit der "WMH 721 WPS EditionConn@ct" Waschmaschine, die - via WLAN vernetzt - automatisch eine Nachricht an ein mobiles Endgerät sendet, sobald das Waschmittel zur Neige geht. Die dazu benötigte App "Edition Conn@ct" steht für Android und iOS zur Verfügung.

Das Geschäftsmodell dahinter erinnert an die bekannten Vertriebsmodelle rund um Produkte wie Druckertinte oder Rasierklingen: Erhalten Nutzer eine Benachrichtigung, werden sie in den Miele-Shop gelotst, wo sie sich nicht nur über den Füllstand ihrer Kartuschen informieren, sondern auch Waschmittel nachbestellen können.

Der Hersteller hatte vor zwei Jahren ein System für die automatische Dosierung von Flüssigwaschmitteln eingeführt, das heute die Grundlage für dieses Geschäftsmodell ist. Im Hintergrund werden die Bestellvorgänge über die Telekom-Plattform ("Connected Industry Platform" oder kurz "CIP" genannt) in einem gesicherten Rechenzentrum des Konzerns abgewickelt. Ein entsprechendes Pilotprojekt für Geschirrspüler wurde in Berlin ebenfalls in Aussicht gestellt.

Bosch mit Kameras für den Kühlschrank

Seit rund einem Jahr existiert die Hausgeräte-Kooperation von Bosch und Siemens nicht mehr. Bosch hatte den 50 Prozent Anteil von Siemens übernommen und stellt nun unter dem Namen BSH Hausgeräte GmbH weiße Ware her, die ins vernetzte Haus passt - sowohl unter dem Markennamen Bosch als auch unter Siemens. Technische Basis ist die App "Home Connect", mit der Nutzer ihre Haushaltshelfer von BSH, aber auch von anderen Herstellern remote steuern sollen.

Vergleichbar mit Miele, will auch BSH Spülmaschinen anbieten, die das automatische Nachbestellen von Reiniger-Tabs via mobilem Endgerät ermöglichen. Dazu wählt BSH die Reinigermarke "Finish" aus dem Hause RB. Ab Ende dieses Jahres werden nicht nur die im Gerät steckenden Tabs gezählt, via Sensorik prüfen die Spülmaschinen auch selbsttätig Klarspüler- und Salzvorrat. Wird ein Nachkauf nötig, erhält der User eine Push-Nachricht und wird auf eine Bestellseite geführt, wo er kaufen kann.

Doch Bosch hatte auf der IFA noch mehr zu ­bieten: Kunden, die eine Photovoltaik-Anlage nutzen, können sich über die Home-Connect-App demnächst über den günstigsten Zeitpunkt für den Betrieb von Wasch- oder Spülmaschine ­informieren lassen. Um diese zusammen mit dem Partner SMA Solar erarbeitete Lösung nutzen zu können, brauchen Kunden den Energiemanager "CEM", der den Energieverbrauch für Endgeräte berechnet und steuert. Er stellt fest, ob und wann genügend Strom über die Sonnenkollektoren zur Verfügung steht.

Einen echten Hingucker zeigte das Unternehmen zudem mit dem Siemens-Kühlschrank iQ500: Das per WLAN vernetzte Gerät integriert zwei 5-Megapixel-Kameras, mit denen Kunden herausfinden können, ob ihr Vorrat an Milch und Eiern noch ausreicht. Die Kameras nehmen beim Schließen der Kühlschranktür Fotos auf und senden diese an die Home-Connect-App, die dann beispielsweise bei der Arbeit oder im Supermarkt aufgerufen werden kann. Eine schöne Option auch für alle, die herausfinden möchten, wer sich unerlaubt beim Joghurt bedient. Auch Waschmaschinen und Wäschtrockner der iQ800-Serie lassen sich mit der App steuern.

Einen ähnlichen Weg in Sachen Vernetzung weißer Ware geht Whirlpool mit seiner Marke Bauknecht. Waschmaschinen und Trockner der "PremiumCare"-Reihe lassen sich mit der auf der IFA präsentierten App "BLive" fernsteuern. Bei der Marke Bauknecht liegt der Fokus wie bei anderen Anbietern auf schonender und intelligenter Wäschepflege sowie auf besserem Energie-Management.

Ob die Kunden all diese Bemühungen um das Smart-Home am Ende honorieren werden, muss sich erst noch zeigen. Da sich noch immer keine Standards für den vernetzten Haushalt abzeichnen, dürfte der Weg noch weit sein. Die Besucher honorierten denn auch eher die Lösung von Alltagsproblemen im Haushalt, beispielsweise die Waschmaschine "WW8500 AddWash" von Samsung: Sie ermöglicht es Nutzern, über eine "Klappe in der Klappe" noch nach dem Start des Waschvorgangs Wäsche oder Waschmittel nachzufüllen.