Freiberuflermarkt

Vermittlungsagenturen brauchen IT-Wissen

13.10.2010
Von 
Ina Hönicke ist freie Journalistin in München.

Freiberufler werden nur noch über Agenturen beschäftigt

Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die Agenturmitarbeiter über fundiertes IT-Wissen verfügen. Die Marktforscher von Lünendonk unterscheiden in diesem Punkt zwischen Staffing- und Hybrid-Unternehmen. Albert Lidl, Vorstand bei der top Itservices AG: "Während Erstere Nicht-IT-Profis in ihren Reihen haben, verfügen die Personaldienstleister vorwiegend über gestandene Leute mit entsprechendem Know-how." Für Gulp-Geschäftsführer Michael Moser ist es selbstverständlich, dass das Rekrutierungs- und Vertriebspersonal seines Hauses in puncto IT fit ist. Damit das auch so bleibt, werden die Mitarbeiter fortlaufend geschult. "Je mehr Informationen ein Mitarbeiter über den Kunden, die aktuelle Projektausschreibung und das Know-how des Kandidaten hat, desto besser kann er es bewerten", sagt er. Dass der Agenturberater nicht über das tief gehende Know-how eines IT-Freelancers verfügt, hält er für verständlich. Nicht umsonst sei der Freiberufler der Experte.

Für Thomas Götzfried, Vorstandschef der Goetzfried AG, ist das IT-Wissen der eigenen Mitarbeiter ebenfalls ein Erfolgsgarant: "Ohne Verständnis für die Bedürfnisse des Kunden wird man in unserer Branche nicht erfolgreich sein. Eine einzige Fehlvermittlung reicht, um eine Kundenbeziehung deutlich zu strapazieren."

Ein weiteres Ergebnis der Studie zeigt den Trend der großen Anwenderunternehmen, IT-Freiberufler nicht mehr durch die Fachbereiche direkt, sondern über den Einkauf zu beauftragen. Hin und wieder erhalten Anbieter, die als Third-Party-Manager agieren, ebenfalls einen entsprechenden Auftrag. Das führt dazu, dass auch Freelancer, die in der Vergangenheit den Auftrag direkt erhielten, nur noch über Agenturen beschäftigt werden. Einer der Gründe dafür ist die Scheinselbständigkeit. Anwenderunternehmen wollen so jedes Risiko vermeiden.

Vermittlung 2.0?

Laut CW-Studie spielen Social-Media-Plattformen wie Xing oder Facebook für IT-Freiberufler noch eine untergeordnete Rolle: Nur 3,6 Prozent aller Aufträge gewinnen die selbständigen IT-Experten über diesen Weg. Auch die meisten Vermittler sehen die Netzwerke nicht als Konkurrenz.

Kelly Elsasser, Reutax AG sieht Social Media als sinnvolle Ergänzung für langfristige Kontakte.
Kelly Elsasser, Reutax AG sieht Social Media als sinnvolle Ergänzung für langfristige Kontakte.
Foto: Kelly Elsasser

Reutax-Chef Kelly Elsasser sieht Social Media als Ergänzung, mit der der Auftraggeber eine breitere Schicht erreichen und langfristige Kontakte zu den Freiberuflern knüpfen kann. Freiberuflerbörsen könnten von der Verlinkung der Profile profitieren, da nur noch ein Profil gepflegt werden müsse. Zudem würden sich Projekte über Empfehlungen im Web 2.0 schneller verbreiten, und Projekte könnten somit personell schneller besetzt werden. Für Gulp-Geschäftsführer Moser sind Business-Netzwerke zu wenig spezifisch, zu zeitintensiv und somit wenig nützlich für das Geschäft. Top-Itservices-Vorstand Lidl hingegen sieht hier eine Konkurrenzsituation. Auch Agenturen würden über Social-Media-Plattformen schon längst Freiberufler finden. Vor allem der Nachwuchs sei in diesen Netzwerken stärker unterwegs.

IT-Freiberuflerstudie 2010

Rund 1200 IT-Freiberufler wurden im Sommer dieses Jahres von der COMPUTERWOCHE online zu Themen rund um ihre Arbeit befragt.

In einer vierteiligen Serie stellt die CW nun die Ergebnisse vor und bittet Vertreter bedeutender Personalvermittlungsagenturen um ihre Interpretation.

Status quo und Selbstverständnis

Perspektiven und Herausforderungen

Kooperation mit Personaldienstleistern

Freiberufler aus der Sicht des CIO