Verlängerung der Systems bei Ausstellern umstritten

27.09.1991

Wurden die DV-Anbieter zuvor nicht gefragt?

Das neue Systems-Konzept der Münchner Messegesellschaft, das zum ersten Mal den Samstag einbezieht (5 + 1), stößt bei vielen Ausstellern auf Kritik. Zu diesem Ergebnis kam eine Umfrage der COMPUTERWOCHE. In der DV-Branche, so hört man, sei der Eindruck entstanden, daß die Veranstalter durch den zusätzlichen Messetag, der zudem ins Wochenende reicht, die einst hochgeschätzte Fachmesse Systems zu einer marktschreierischen Publikumsmesse nach dem "Vorbild" der CeBIT verkommen lassen.

Große Euphorie hat die Verlängerung der Systems, die dieses Jahr erstmals auch am Wochenende die Tore öffnet, bei den Ausstellern jedenfalls nicht ausgelöst. Wie die Erfahrungen mit der CeBIT gezeigt hätten, bringe der Samstag nur "Kosten statt Nutzen", argumentiert man im Kreis der Anbieter. Die Standbesetzungen klagten am CeBIT-Wochenende meist über Sehleute, während konkrete Gespräche und Kaufentscheidungen an den vorangegangenen Tagen getätigt würden. So äußerte sich ein großer Teil der befragten Aussteller negativ zum neuen Systemskonzept, das, wie Insider vermuten, den Herstellern von der Messegesellschaft übergebraten wurde.

Sun Microsystems GmbH:

Uns mißfällt die Entscheidung der Münchner Messegesellschaft, die Systems auf sechs Tage auszudehnen. Wir haben uns gegen diese Entscheidung vergeblich gewehrt und wir werden uns auch in Zukunft - hoffentlich mit möglichst vielen anderen Ausstellern - dafür einsetzen, die Systems wieder auf fünf Tage zu Reduzieren.

Die Systems sollte als Fachmesse den Profis vorbehalten bleiben und nicht zur absolut wertlosen "eierlegenden Wollmilchsau" gemacht werden. Wir hoffen, daß sich unsere Einstellung mit der Meinung möglichst vieler anderer Unternehmen deckt.

Mit dieser Einstellung steht Gerd Haas, Marketingleiter von Sun, nicht alleine da. Neben großen Anbietern, wie DEC, IBM und SAP, schließt sich auch Atari dem Vorbehalt gegen die Sechstage-Systems an, obwohl dieser Aussteller mit seiner PC-Palette eigentlich zum Kreis der Nutznießer des zusätzlichen Samstags zählen könnte. Ansonsten sind unter den Kritikern dieser Verlängerung überwiegend Anbieter zu finden, deren Kundenschicht aus mittleren bis großen Unternehmen, oder, wie bei Adcomp, aus Fachhändlern besteht - bekanntlich ein reines Fachpublikum, das die Systems während der "Fachmesse-Tage" von Montag bis Freitag besucht.

Atari Computer GmbH:

Die Verlängerung der Dauer der Systems halten wir nicht für sinnvoll.

Adcomp Datensysteme GmbH:

Wir glauben nicht, daß sich durch die Verlängerung der Messe etwas Grundlegendes ändert, deshalb wir dies nicht explizit begrüßen. Die professionellen Kontakte sowie die Umsätze werden dadurch nicht größer. Natürlich ist die Wochenendauslagerung publikumsfreundlicher. Interessierte DV-Entscheider, die wir ansprechen wollen, werden jedoch eher wochentags anwesend sein.

Compaq Computer GmbH:

Compaq begrüßt die Verlängerung der Systems Oberhaupt nicht. Wir sind der Meinung, daß die dadurch entstehenden Mehrkosten in keinem Verhältnis zum Nutzen stehen.

Digital Equipment GmbH:

Der bisherige Zeitraum war für uns ausreichend. Weitere Entscheidungen werden aus den neuen Erfahrungen resultieren.

IBM Deutschland GmbH:

Wir begrüßen diese Entscheidung nicht, da uns durch die Verlagerung des Endes der Messe auf das Wochenende zusätzliche logistische Probleme entstehen.

Itos Computer GmbH:

Die Ausweitung der Systems auf den Samstag dient sicher der Popularisierung dieser Messe. Unser Interessentenpotential, das sein Hauptaugenmerk auf komplexe Systemlösungen richtet, nimmt sich allerdings für Auswahl und Vergleich auch unter der Woche Zeit. Insofern hat der zusätzliche Messetag für uns nur den "Nutzen" höherer Kosten.

Memorex Telex AG:

Die Entscheidung, die Systems um einen Tag zu verlängern, begrüßen wir nicht. Unsere Messekonzeption wird dadurch nicht beeinflußt.

Novell GmbH:

Die Verlängerung der Systems bestätigt die Einschätzung als Publikumsmesse. Damit versucht der Veranstalter offenbar, Mittelständler und andere "nicht-dedizierte" Zielgruppen anzusprechen. Wir haben dazu übrigens einen Brief an die Messeleitung geschickt und unsere Mißbilligung zum Ausdruck gebracht.

SAP AG:

Unsere Erfahrung mit dem CeBIT-Wochenende zeigen, daß diese Entscheidung falsch ist. Wir erwarten am Samstag eine Besucherstruktur, die nicht unserer Zielgruppe entspricht. Der wesentliche Effekt dieser Entscheidung ist eine Erhöhung der Kosten.

Anderer Meinung sind dagegen Commodore, C2000, 3Com, SNI und die Datev, wobei anzumerken ist, daß die Datev als Genossenschaft für Steuerberater sowieso eine sehr spezielle Kundenschicht anspricht. Der PC-Maker Commodore und auch der Universalanbieter SNI hoffen am Samstag auf mittelständische Besucher, die die Mehrheit der Gegenseite, wie den Aussagen zu entnehmen ist, bereits unter der Woche erwartet.

Commodore Büromaschinen GmbH:

Insbesondere begrüßen wird die Verlängerung der Messe in das Wochenende hinein, da die Messe speziell am Wochenende von Mittelstandskunden besucht wird, die sehr an unseren Lösungen interessiert sind.

Siemens Nixdorf Informationssysteme AG:

Die Verlängerung der Systems um einen Tag in das Wochenende hinein gibt Interessenten aus mittelständischen Betrieben sowie Selbständigen die Gelegenheit, die Messe auch außerhalb der Arbeitstage zu besuchen.

Darüber hinaus bietet die Verlängerung auch den DV-Nutzern im süddeutschen Raum die Chance, sich über neue Techniken und Anwendungen zu informieren.

3Com:

Wir finden diese Entscheidung sehr gut.

Datev eG:

Die Messeöffnung außerhalb der Bürozeiten einer Kanzlei wird von den Mitgliedern der Datev sicher positiv genutzt werden.

Grundsätzlich befürwortet auch der PC- und Peripherieanbieter Epson diese Verlängerung ins Wochende, jedoch könne dies, so das im PC-Sektor tätige Unternehmen, auch mit einer Verschiebung des Veranstaltungstermins erreicht werden - ein Vorschlag, den auch das Frankfurter Softwarehaus KHK anbringt.

Epson Deutschland GmbH:

Die Einbeziehung des Wochenendes erweitert den Besucherkreis positiv, die Verlängerung auf sechs Tage ist jedoch unnötig. Auf unsere Messeplanung hat diese Veränderung praktisch keinen Einfluß.

KHK Software AG:

Die Verlängerung der Systems hat für uns eher wenig positive Seiten. Soweit mit dem Einbezug des Samstags auch Berufstätigen ein Besuch ermöglicht werden soll, könnte dies aus unserer Sicht auch mit einer Verschiebung um einen Tag anstelle einer Verlängerung erreicht werden. Dem PC-Fachhändler, genügen aus unserer Erfahrung fünf Tage Messedauer - unserem Standpersonal auch.

Bei den anderen Unternehmen, die, mit Ausnahme der Software AG, ihren Produkten nach mehr in den PC- und Mini-Bereich einzuordnen sind, macht sich noch Skepsis bemerkbar. Klare Aussagen für oder gegen die Verlängerung der Systems wurden nicht getroffen, abwarten heißt hier die Devise.

Wer zwischen den Zeilen liest, könnte jedoch zu dem Schluß kommen, daß auch unter diesen Ausstellern, die darauf verzichten, der Messegesellschaft den Fehdehandschuh hinzuwerfen, keine echten Pro-Samstag-Verfechter sind.

Microsoft GmbH:

Ob die Ausdehnung der Systems auf den Samstag - wie von der Messegesellschaft erhofft - zu einer größeren Resonanz bei Fachhändlern führen wird, bleibt abzuwarten.

Lotus Development GmbH:

Wir begrüßen die Verlängerung reicht unbedingt, sind aber gespannt, wie sich der Samstag entwickelt. Unsere Planung wird davon nicht beeinflußt.

Software AG:

Ein Tag mehr wird unsere Planungen nicht wesentlich tangieren. Ob er sich auszahlt, wird man allerdings erst hinterher beurteilen können. Wir warten ab, welche Erfahrungen wir sammeln.

Toshiba Informationssysteme GmbH:

Sicherlich ist die Entscheidung, die Systems '91 um einen Tag in das Wochenende hinein zu verlängern, für die Aussteller eine zusätzliche finanzielle Belastung. Ob dieser zusätzliche Tag vom Publikum in der gewünschten Weise angenommen wird, muß sich erst noch erweisen. Auf unsere Entscheidung pro oder contra Systems hat die Verlängerung allerdings keinen Einfluß gehabt.

Bull AG:

Wir sehen einen gewissen Widerspruch. Während andere Messen ihre Laufzeit verkürzt haben, meint man offensichtlich in München, auf das Wochenende nicht ganz verzichten zu können. Wir werden unsere Partner, mit denen wir auf der Systems vertreten sind, sehr genau befragen, was diese "Zugabe" konkret gebracht hat.

Computer Associates CA:

Eigentlich fanden wir es gut, daß die Messe von Montag bis Freitag ging, doch unsere PC-Division wird sich freuen.

Und dann war der CA-Pressestelle doch noch eine Aussage zu entlocken, die die Stimmung sehr gut wiedergibt, die aber auch auf das eigentliche Dilemma hinweist, in dem sich die D V-Anbieter befinden: "Wie will man sich gegen die Messegesellschaft wehren? Die Systems ist für uns so bedeutend, daß wir nicht auf die Idee kommen würden, etwas dagegen zu unternehmen".