Kommentar

Verkommt ADSL zum Papiertiger?

27.02.1998

Bekanntlich ist in der DV-Welt ja so manches anders als im richtigen Leben. Dies gilt wohl auch für die derzeitigen Debatten um ADSL als "die" künftige Zugangstechnologie zu den Breitband-Backbones im WAN. Statt des aus der Politik bekannten Leitsatzes "Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben", scheint in Sachen ADSL zu gelten: "Wer zuerst installiert, zahlt zuviel."

Zu unausgereift und mit zu vielen Fragezeichen sind die einzelnen Szenarien behaftet. Zumal selbst Vertreter interessierter Hersteller, die nicht ganz uneigennützig die ADSL-Werbetrommel rühren, im Gespräch zugeben, daß die Entwicklung momentan eine extreme Eigendynamik habe. Fast wöchentlich lägen neue Standards und Implementierungsszenarien auf dem Tisch.

Bleibt nur zu hoffen, daß die neue Technologie, die durchaus ihren Charme - sprich Mehrwert - hat, nicht wie ATM über ihre eigenen Füße stolpert und in endlosen Standardisierungs- und Installationsdebatten zum Papiertiger zerredet wird. Die heutige Euphorie erinnert in vielem fatal an die Anfangsjahre von ATM: Optimistisch erklärten die Gründerväter zu Beginn der 90er Jahre den ATM-Anschluß am Desktop zum Standard. Und in der Folge? Die Technologie wurde in zahlreichen Debatten zu Tode diskutiert. Deshalb die Bitte an alle Beteiligten um weniger neue Standardentwürfe - der nächste steht am 23. Februar an -, dafür aber funktionierende praxisgerechte Spezifikationen. Die eine oder andere Schwachstelle kann man in Kauf nehmen.