Kolumne

"Verkauf von Debis ist konsequent"

10.03.2000
Christoph Witte, Chefredakteur CW

Wer übernimmt Debis? Das Spannende an den Spekulationen ist nicht der Name des möglichen Käufers oder Partners, sondern die Veränderungen in der IT-Service-Szene, die ein solcher Merger signalisieren würde.

Die Systemhausaktivitäten gehören nicht zum Kerngeschäft von Daimler-Chrysler - also weg damit. Debis ist als Tochterunternehmen zwar gut genug, die internen IT-Ressourcen von Daimler zu managen. Aber um in diesem Geschäft international eine attraktive Marktposition zu erringen, reicht das nicht aus - reicht vielleicht nicht einmal, um auch den Chrysler-Arm des Konzerns IT-technisch zu betreuen. Für beides müsste investiert und internationalisiert werden.

Außerdem darf ein IT-Service-Anbieter heute nicht mehr nur - verkürzt gesagt - Outsourcing und SAP-Know-how offerieren. IBM Global Services profitiert beispielsweise von der Geschäftsausweitung, die die E-Business-Kampagne des Konzerns gebracht hat. Siemens Business Services versucht Ähnliches, indem es das Schlagwort M-Business (M für Mobil), das dem gesamten Informations- und Kommunikationsgeschäft von Siemens einen Fokus geben soll, mit möglichst konkreten Lösungs- und Serviceangeboten zu füllen trachtet.

Dabei schreiben sich die IT-Dienstleister die neuen Angebote nicht auf die Fahnen, weil sie schick sind. Das klassische Outsourcing- und Systemintegrationsgeschäft verändert sein Gesicht. Die Skaleneffekte - große Rechenzentren mit vielen gleichartigen Operationen reduzieren die Transaktionskosten erheblich - gelten nur noch bedingt. Zum einen zielen die Angebote der Application-Service-Provider und Application-Hoster, die zunehmend von den Softwareherstellern selbst gemacht werden, genau darauf. Zum anderen nimmt die Zahl der Unternehmen ab, die eine reine Standardlösung im IT-Bereich akzeptieren. Wenn der Anwender sich aber durch IT-gestützte Angebote von seiner Konkurrenz abheben will, kann der Dienstleister nicht mehr billig anbieten. Bleibt also nur der Ausweg, das tradierte Geschäft durch Beratung (zum Beispiel Cap Gemini mit Ernst & Young) einerseits und durch lukrative Spezialisierungen andererseits zu flankieren. Angesichts dieser Anforderungen ist gut nachvollziehbar, warum sich Auto-Boss Jürgen Schrempp für den Verkauf von Debis entschieden hat.