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Verkauf (oder Börsengang) von Arcor wird konkreter

26.08.2005

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Der Mobilfunkanbieter Vodafone hat nach Angaben aus Branchenkreisen den Verkauf seiner deutschen Festnetztochter Arcor eingeleitet. Das mit dem Verkauf beauftragte Bankhaus UBS habe Unterlagen bereitgestellt, die den Interessenten einen Überblick über das Arcor-Geschäft geben sollten, erfuhr dpa-AFX am Donnerstag aus den Kreisen. Neben dem Verkauf werde alternativ ein Börsengang vorbereitet.

Vodafone wollte sich nicht dazu äußern. Arcor entwickle sich gut und Vodafone sei nicht in Eile, die Festnetztochter zu verkaufen, sagte ein Sprecher des weltgrößten Mobilfunkkonzerns in London. Vorstandschef Arun Sarin zählt Arcor allerdings nicht zum Kerngeschäft und will die Tochter innerhalb von fünf Jahren verkaufen. Die Briten hatten sich den zweitgrößten Telekomanbieter Deutschlands mit der Übernahme von Mannesmann einverleibt. Seitdem wird über den Verkauf der Gesellschaft spekuliert.

Vodafone peilt den Kreisen zufolge einen Verkaufspreise von 1,5 Milliarden Euro an. Zudem solle der Käufer die Schulden in ungenannter übernehmen, hieß es. Laut einem Bericht der "Financial Times Deutschland" zählen neben einer Reihe von Finanzinvestoren die Telekomkonzerne France Telecom und Telefonica zum Interessentenkreis. France Telecom lehnte einen Kommentar zu dem Bericht ab. Bislang haben nur der Finanzinvestor Apax Partners und die Telekongesellschaft freenet.de öffentlich ihr Interesse an dem Eschborner Unternehmen bekundet.

Die europäische Telekombranche steckt in einer Konsolidierungsphase, der sich auch Deutschland nicht entziehen kann. Schwergewichte wie France Telecom und Deutsche Telekom sind nach dem Schuldenabbau wieder offen für größere Zukäufe. Zuletzt wurde über eine Übernahme des dänischen Marktführer TDC spekuliert, an dem vor allem Finanzinvestoren interessiert sein sollen. Mit einer Übernahme von Arcor könnte ein ausländischer Konzern mit einem Schlag zum zweitgrößten Telekomanbieter aufsteigen. Deutschland gilt mit seiner geringen DSL-Verbreitung als Wachstumsmarkt.

Arcor war im zweiten Quartal der am schnellsten wachsende DSL-Anbieter Deutschlands. Ende Juni hatte die Gesellschaft 739.000 Breitbandkunden unter Vertrag. Im Geschäftsjahr 2004/2005 (Ende März) setzte Arcor 1,6 Milliarden Euro um und kam auf einen Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) von 246 Millionen Euro. (dpa/tc)