Kabelwege sind unterschiedlich konzipierbar

Verkabelungskonzept soll im Media Park Synergie erzeugen

09.11.1990

Neue Wege gehen die Planer des Media Parks in Köln. Bei dem "Stadtteil", der in Zentrumsnähe der Domstadt entstehen soll, steht erstmals die Infrastruktur für Datenübertragung und Telekommunikation bei der Konzeption gewerblicher genutzter Gebäude im Mittelpunkt. Die flexible Standortverkabelung beschreiben Brigitte Göttgens und Michael Laubenheimer.

Den Media Park Köln nur als eine Sammlung von Einzelunternehmen zu betrachten, würde seinem Anspruch nicht gerecht. Vielmehr sollen dort verschiedene Zentren geschaffen werden, die dem einzelnen Unternehmer Kooperation und Erfahrungsaustausch oder die gemeinsame Entwicklung von Projekten erlauben.

Für die Telematik-Branche wird unter dem Kürzel DTI ein "Dienstleistungszentrum Telekommunikation und Informations-Management" entstehen. Das DTl bildet das Dach eines Kompetenzzentrums für Software- und Beratungshäuser. Der Kunde findet dort eine Adresse für alle Lösungen, der Unternehmer einen Standort mit Synergie- und Kooperationspotentialen. Gemeinsam mit den Kölner Beratungshäusern Cognit GmbH und Infora GmbH führt die Media Park Köln Entwicklungsgesellschaft mbH dazu gezielte Akquisition durch.

Neben einer zukunftsweisenden technischen Infrastruktur erwartet die Mieter im DTI des Media Parks eine Vielzahl zentraler Dienste, die dem Unternehmen selbst eine flexible Organisation erlauben: zum Beispiel zentraler Empfang, Konferenz- und Schulungsräume, Veranstaltungsservice, Sekretariatsdienste sowie moderne Bürodienste wie Datenbanknutzung und Mailing.

Auch bei den übrigen Bausteinen im Nutzungskonzept des Media Parks steht der Einsatz neuer Technologien und Medien im Vordergrund. Stichworte wie Computeranimation, HDTV (High-definition TV) und elektronische Informationssysteme zeigen diesen Zusammenhang auf.

Die Installation und das Management einer Infrastruktur, die die Verarbeitung und den Transport großer Datenmengen schnell und sicher ermöglicht, stellt hohe Anforderungen an die Unternehmen, aber auch an die Planer von Bürogebäuden und Gewerbestandorten. Die technische Infrastruktur, die im Media Park Köln entsteht, soll diesem Anspruch gerecht werden. Deshalb stehen Infrastruktur und Verkabelung, die im allgemeinen unter sonstiges abgehandelt werden, im Konzept des Media Parks im Vordergrund. Dazu zählen:

- Gebäudetechnik: energiesparende Materialien, zentrale Leit- und Regelsysteme

und Informations- und Kommunikationstechnik.

Informationen werden heute nicht mehr physisch transportiert, sondern in Form von elektrischen und/oder optischen Signalen. Die für den Transport notwendige Infrastruktur stützt sich fast aus, schließlich auf Kabel, die im städtischen Bereich von belastbaren Kabelkanälen aufgenommen werden.

Die heutige Struktur der aufwendigen Kabel- und Kabelkanalsysteme für die luK-Technik, zum Teil auch für die Gebäudetechnik, erlaubt die schrittweise Konkretisierung des Kabelkonzepts. Sie geht mit den immer detaillierter werdenden Anforderungen der zukünftigen Nutzer einher und wird bereits im Gebäudebau berücksichtigt.

Aufspaltung in drei Teilbereiche

Die gesamte Verkabelung des Media Parks ist in drei Teilbereiche mit zunehmendem Detaillisierungsgrad aufgesparten:

- Primärbereich: Die Standortverkabelung, die unabhängig von Systemen und Diensten ist, stützt sich auf Lichtwellenleiter. Über sie kann die gesamte interne und externe Kommunikation auf wenigen Kabeln abgewickelt werden bis hin zur individuellen Breitbandkommunikation mit einer Übertragungsgeschwindigkeit von 140 Mbit/s. Das zentrale Rohrsystem, das diese Kabel aufnehmen wird, ist so ausgelegt, daß bei zukünftig wachsendem Kommunikationsbedarf genügend Reserven vorhanden sind. Die Standortverkabelung reicht bis in die zentralen Betriebs- und Installationsräume, die sich in jedem Gebäude befinden. Die einzelnen Bauherren des Media Parks haben sich verpflichtet, dies bei ihren Planungen zu berücksichtigen.

- Sekundärbereich: Vom Keller wird die Verkabelung weiter über Steigtrassen in die einzelnen Etagen geführt. Die Etagenverteilräume liegen so, daß die Kabelverlegung sowohl in die zentralen Betriebsräume als auch zu den einzelnen Arbeitsplätzen minimiert wird. Auch in diesen Steigtrassen wird der Kommunikationsverkehr voraussichtlich über Lichtwellenleiter gefahren. Da anzunehmen ist, daß einzelne Unternehmen sich über mehrere Etagen ausdehnen und über separate eigene Netze verfügen wollen wie zum Beispiel LANs oder PABX, werden im Steigbereich auch Kupfer- und Koaxialkabel verlegt.

- Tertiärbereich: Abhängig von den Nutzungen und den Wünschen der zukünftigen Miete, werden dann die Kabel und Kabelwege aus den Etagenverteilern zu den Arbeitsplätzen oder zu den Übergabepunkten des einzelnen Unternehmens konzipiert (Lichtwellenleiter, Koaxial- oder verdrillte Kupferkabel, Doppelböden, abgehängte Decke, Brüstungskanäle etc.).

Strukturiertes Vorgehen bei der Realisierung

Bei einigen Arbeitsplätzen kann es wegen der hohen Anforderungen an die Übertragungsrate notwendig werden, diese direkt an das LWL-Netz anzuschließen. Im allgemeinen aber werden die aktiven Kommunikationseinrichtungen, die opto-elektronischen Wandler, in den Gebäude- und/oder Etagenverteilern untergebracht. Die Räume sind nach heutigen Erkenntnissen hinsichtlich Fläche, Wärmeabfuhr, Brandschutz, Energieversorgung und Sicherheit ausreichend dimensioniert.

Mit diesem schrittweisen und strukturierten Vorgehen bei der Realisierung der informations- und kommunikationstechnischen Infrastruktur werden folgende Ziele angestrebt:

- Den Mietern soll für die Zukunft Planungssicherheit gewährleistet werden. - Die Verlegung weniger Kabel mit hoher Übertragungskapazität senkt die Investitionskosten und damit das Investitionsrisiko.

- Die Verkabelung kann aufgrund des strukturierten Konzepts schnell ohne Probleme einem neuen Bedarf angepaßt werden. Die Infrastruktur bleibt in- allen Bereichen flexibel.

- Strukturierte Verkabelung und modularer Systemaufbau verhindern den bekannten "Kabelsalat".

- jedem Unternehmen stehen die Kommunikationsmöglichkeiten und -dienste zur Verfügung, die von ihm in der jeweiligen Situation nachgefragt werden. Dafür wird neben dem technischen auch ein organisatorisches Netz-Management aufgebaut. Diese zentrale Netzverwaltung bewältigt Neukonfigurationen, Wachstum des Kommunikationsverkehrs und damit steigende Anforderungen eines Unternehmens.

Ferner werden wichtige Kabelstrecken redundant ausgeführt, um die Zuverlässigkeit und Sicherheit des gesamten Kommunikationssystems zu erhöhen. Die Verkabelung ist Systemneutral. Unternehmenseigene Anlagen, Netze und Rechner lassen sich integrieren.

Die Umsetzung eines solch komplexen Kommunikations- und Verkabelungssystems betrifft auch Bereiche, die früher von untergeordneter Bedeutung waren. Zwei seien hier herausgegriffen:

Moderne informations- und kommunikationstechnische Systeme sind durch einen hohen Grad an Vernetzung und an eingesetzter Elektronik geprägt. Sowohl die Medien als auch die Elektronik reagieren empfindlich auf magnetische Störungen (Zerstörung, Datenverlust). Deshalb werden im Media Park zum inneren und äußeren Blitzschutz und gegen sonstige Störungen umfangreiche Erdungs- und Schutzmaßnahmen ergriffen. Zur Sicherung wesentlicher Betriebsfunktionen dient eine unterbrechungsfreie Stromversorgung.

"Intelligente" Gebäude, wie sie im Media Park entstehen, sind vernetzte Systeme mit vielfältigen Beziehungen. Diese erfordern vernetzte Planungen und fachübergreifende Abstimmungen zwischen Planern, Architekten, Netzbetreibern, Energietechnikern sowie Anwendungs- und Organisationsspezialisten. In dieser ausgeprägten Form war die Zusammenarbeit für alle Beteiligten neu, heute ist sie für alle zur Selbstverständlichkeit geworden. Der Media Park Köln steht für diesen Mehrwert und will ihn an die Nutzer weitergeben.

Brigitte Göttgens und Micheal Laubenheimer sind bei der Media Park KöIn Entwicklungsgesellschaft mbH für die Projektbetreuung Telematik zuständig.