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Verisign hält an Site Finder fest

07.10.2003

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Verisign, Registry für die TLDs (Top Level Domains) .com und .net, hat seinen umstrittenen Dienst "Site Finder" verteidigt. Bedenken über negative Auswirkungen auf die Stabilität des Internets oder Anti-Spam-Tools seien übertrieben. Der Anbieter hat den Service, auf den Suchanfragen nach nicht vorhandenen Internet-Adressen umgeleitet werden, auf Druck der ICANN (Internet Corporation for Assigned Names and Numbers) am Freitag vom Netz genommen (Computerwoche online berichtete).

ICANN-Sprecherin Mary Hewitt zufolge haben sowohl das Security and Advisory Committee als auch das Internet Architecture Board des Gremiums Stabilitätsprobleme und Schwierigkeiten mit Spam-Filtern verzeichnet. Diese resultieren aus dem Vorgehen von Spammern, die oft Phantasieadressen als Absender angeben. Viele Filter blocken deshalb Mails, die mit nicht existierenden Absendern gekennzeichnet sind. Da beim Betrieb von Site Finder das Domain Name System jedoch keine Fehlermeldung mehr liefert, weil die falschen Adressen auf den Servern des Dienstes aufgelöst werden, funktioniert die Filtermethode nicht mehr und die Spam-Mails werden weitergeleitet.

Laut Verisign werden jedoch nur drei Prozent des gesamten Spam-Aufkommens über falsche Absenderadressen verschickt. Auch bei den Stabilitätsproblemen handele es sich um Einzelfälle, die leicht zu beheben seien. Im für heute anberaumten Treffen des Security and Advisory Committees sollen die Vorwürfe diskutiert werden. Russell Lewis, Executive Vice President des Naming and Directory Services bei Verisign, stellte gestern in Aussicht, Site Finder bald wieder zu starten. Es sei zweifelhaft dass die ICANN durch die Verträge bezüglich der Verwaltung der TLDs das Recht habe, Verisign zur Einstellung des Dienstes zu zwingen.

Umfragen haben Verisign zufolge ergeben, dass 80 Prozent der Internet-Nutzer nach der Eingabe einer falschen Adresse lieber auf Site Finder geleitet werden wollen, als mit Fehlermeldungen konfrontiert zu werden. Die ICANN dürfe die Einführung neuer innovativer Dienste nicht durch philosophische Debatten über die wirtschaftliche Nutzung des Internet behindern, sagte Lewis. (lex)