Verhandlungen ueber intensive Zusammenarbeit RWE und CGE treten jetzt gegen France Telecom und Telekom an Von CW-Korrespondent Lorenz Winter

19.05.1995

PARIS - Der franzoesische Mischkonzern Compagnie Generale des Eaux (CGE) und das deutsche Energieversorgungsunternehmen RWE AG wollen auf ihren Heimatmaerkten zum jeweils zweitgroessten Netzbetreiber nach den Noch-Monopolisten France Telecom beziehungsweise Deutsche Telekom avancieren. Dies sehen Plaene beider Firmen vor, die derzeit ueber eine strategische Zusammenarbeit nachdenken.

Der stellvertretende CGE-Vorstandsvorsitzende Jean-Marie Messier konnte oder wollte allerdings vor der Presse in Paris keine naeheren Angaben zur Form der geplanten Zusammenarbeit machen und sprach lediglich von "einschlaegigen Verhandlungen" mit RWE. Doch nachdem andere deutsche Industrieunternehmen aehnliche Telecom- Allianzen mit auslaendischen Partnern eingingen (Daimler-Benz mit Northern Telecom, Thyssen mit Bell South, Veba mit Cable & Wireless sowie Viag mit BT), duerften, wie Insider mutmassen, auch CGE und RWE engere Bande knuepfen. Dies um so mehr, als sich eine Kooperation regelrecht anbietet, wenn man die Kommunikationsnetze beider Partner in Betracht zieht.

Die Buendelung von Netzinfrastrukturen sei auf jeden Fall eine von "vielen Moeglichkeiten" der Zusammenarbeit, hiess es dazu in RWE- Kreisen. Eine aehnliche Kooperation des Essener Energieriesen mit einer Reihe regionaler Stromversorgungsunternehmen hatte erst vor wenigen Wochen fuer Schlagzeilen gesorgt. Gleichzeitig liebaeugeln aber offenbar beide Partner auch mit einem Einstieg in das Geschaeft mit Telecom-Diensten.

Weiteres Bindeglied der neuen deutsch-franzoesischen Telecom-Achse koennte nach Ansicht von Experten das aus der Schweizer PPT Telecom, Schwedens Telia und der PTT Telecom Niederlande bestehende Unisource-Konsortium sein, das auch mit AT&T kooperiert. CGE und Unisource hatten am 13. April 1995 das auf den franzoesischen Markt fokussierte Telecom-Joint-venture Iris gegruendet, das vor allem Geschaeftskunden eine umfangreiche Palette an Sprach-, Daten- und Videodiensten anbieten soll. Die Amerikaner wiederum sind schon seit langem Wunschpartner von RWE, wenn es um das internationale Telecom-Geschaeft geht.

Vorrang geniesst fuer beide Konzerne jedoch der Ausbau der jeweiligen Anteile am heimischen Telecom-Markt. Fuer RWE bedeutet dies unter anderem die Uebernahme des 42-Prozent-Anteils von CGE am deutschen Mobilfunk-Service-Provider Dekraphone sowie aller Voraussicht nach auch der restlichen 28 Prozent an Dekraphone, die von Dekra und Rhein Elektra gehalten werden.

Franzosen wollen vier Milliarden Franc investieren

Alle Mobilfunkaktivitaeten duerften dann wohl in der 100prozentigen RWE-Tochter Talkline gebuendelt werden. Rund zehn Milliarden Mark will man in Essen bis zum Jahr 2000 im Telecom-Geschaeft umsetzen; 70 Prozent davon mit Hilfe einer der derzeit heissbegehrten Telefondienst-Lizenzen.

Bei CGE wiederum lautet die Vorgabe: Steigerung des Umsatzes der verschiedenen Tochtergesellschaften des Konzerns im Telecom- Bereich von derzeit vier auf zehn Milliarden Franc - bei gleichzeitig positivem Betriebsergebnis. Insgesamt will der franzoesische Industriegigant zu diesem Zweck seine entsprechenden Investitionen von 2,5 Milliarden Franc im vergangenen Jahr auf jeweils vier bis fuenf Milliarden Franc in den Jahren bis 1997 steigern.