Vergrößerungs-August

21.09.1979

Wie eröffnet man eine Fachmesse fachgerecht - oder: Wie glaubwürdig ist ein "ministerieller Vergrößerungs-August", der heute Grundlegendes über die Datenverarbeitung redet und morgen profund die Branchenprobleme der Holzwirtschaft anspricht? Fensterreden von Politikern - sofern sie nicht als Hausherren der gastgebenden Stadt ein auflockerndes Grußwort sprechen - kosten bloß unnütz Zeit, und nicht jede Rede ist es wert, gehalten zu werden. Gerade für eine Kongreßmesse mit dem Anspruch der SYSTEMS läßt sich auch eine anspruchsvolle Eröffnung denken: Und ein Minister oder ein Staatssekretär, die aus höherer Warte ihr Fachwissen in eine richtungweisende Eröffnungsdiskussion einbringen, erzielen mehr Echo als ein über die Stopselgedanken des Ghostwriters stolpernder Vom-Blatt-Leser.

Für den Marktbeobachter wäre, um einen konkreten Vorschlag zu machen, schon interessant gewesen, ob beispielsweise Dr. Georg Freiherr von Waldenfels, Staatssekretär im Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft und Verkehr, von bösen Ahnungen getragen formulierte: "Kleinere Hersteller haben dank ihrer Dynamik bessere Erfolge als die großen Computerhersteller gezeigt." Und "die Verbindung einiger deutscher Kleincomputer-Hersteller mit kapitalkräftigen Unternehmen anderer Branchen ist dann zu begrüßen, wenn das Optimum zwischen notwendiger Flexibilität eigenständiger Unternehmen und dem Vorteil der Konzentration der finanziellen Kräfte nicht aus dem Auge verloren wird".

Und Erwin Stahl, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Forschung und Technologie, sollte mit einem mündigen Anwender über seine Forderung diskutieren, wie gewachsene DV-Systeme "weniger komplex, besser durchschaubar, änderungsfreund-licher und insgesamt handhabbarer werden" können.