Vergleichstest Wide Area File Services

03.11.2006
Von Christoph Lange

Brocade Tapestry

Bei der Tapestry-Appliance von Brocade handelt es sich um die OEM-Version der WAFS-Lösung von Tacit. Dieses Unternehmen wurde vor kurzem von Packeteer übernommen, die OEM-Vereinbarung mit Brocade bleibt aber bestehen. Die getesteten Systeme "Data Center" und "Edge" liefen unter Windows Storage Server 2003. Beide Boxen sind weitgehend identisch. Einzige Unterschiede bei der Edge-Box sind der auf Wunsch größere Cache von 300 MB sowie die Print-Services.

Die Tapestry-Produkte enthielten die Softwareversion WAFS 3.0. Sie kombiniert WAFS mit einer "TCP Acceleration" (TPA). Um TPA nutzen zu können, muss das Netzwerk entweder für WCCP zur Umleitung der Ports oder für Policy Based Routing konfiguriert sein. Brocade bietet auch eine Linux-Version der Tapestry-Appliance an, bei der die File-Services zwar über Samba laufen, ansonsten jedoch keine Windows-Integration bieten.

Setup und Konfiguration

Die Brocade-Geräte wurden jeweils "Out-of-Path" an den lokalen LAN-Switch angeschlossen. Der WAN-Simulator zwischen den beiden WAFS-Boxen leitete die Verbindungen von der Zentrale zur Filiale und umgekehrt. Die Grundkonfiguration der IP-Einstellungen erfolgt am einfachsten über das Front-Panel der Geräte. Anschließend kann der Administrator per Browser über das Netzwerk auf die Verwaltungsoberfläche der Boxen zugreifen. Dies klappte im Test auf Anhieb.

Nach Abschluss der Konfiguration verwaltet Tapestry automatisch alle auf diesem File-Server vorhandenen Verzeichnisfreigaben. Mit Hilfe von Exclusion- und Inclusion-Listen kann man bestimmte Shares ausschließen oder nur die explizit genannten sichtbar machen.

So wurde getestet

Das Testnetz bestand aus zwei Servern in der Zentrale sowie einem Server und einem PC in der Filiale. In der Zentrale diente ein Windows-2003-Server als Domain-Controller für alle Rechner. Ein weiterer Windows-2003-Server agierte als File-Server, auf den vom Remote-Standort aus zugegriffen wurde.

Um zwischen den beiden Subnetzen unterschiedliche WAN-Verbindungen zu simulieren, kam der WAN-Simulator "Network Nightmare" von Zycko Networks zum Einsatz. Mit diesem Gerät lässt sich sowohl die Bandbreite als auch die Latenz der über die Box laufenden WAN-Verbindung auf die gewünschten Werte einstellen.

Im Vergleichstest wurden Bandbreiten von 2 Mbit/s und 128 Kbit/s sowie Latenzen von 60 und 250 Millisekunden gewählt. Der WAN-Simulator diente zugleich als Router zwischen den beiden mit unterschiedlichen IP-Subnetzen konfigurierten Standorten, die zusätzlich jeweils über einen LAN-Switch verfügten.

Die große WAFS-Appliance wurde jeweils in der Zentrale in das Testnetz integriert, während die kleinere WAFS-Box auf der Filialseite eingebunden wurde. Für den Performance-Test griff der Filial-PC auf Dateien des zentralen File-Server zu. Dabei wurde zum einen gemessen, wie lange das Öffnen von typischen Office-Dateien beim Erstzugriff dauerte und um wie viel schneller sich die Dateien bei weiteren Zugriffen öffnen ließen. Ferner wurden Speicherzugriffe gemessen.

Mehrere Betriebsarten

Um die beiden Tapestry-Appliances im Core-/Edge-Modus einzurichten, gibt der Administrator auf der Edge-Box den Namen und die IP-Adresse der Core-Box an. Sind mehrere Core-Boxen vorhanden, lassen sich deren IP-Adressen als Desaster-Recovery-System angeben. Alternativ ist es auch möglich, zwei Appliances für einen symmetrischen Betrieb zu konfigurieren. Dabei arbeitet jede Box sowohl als Edge- als auch als Core-Device. Auf diese Weise können sich zwei Rechenzentren gegenseitig die WAFS-Services zur Verfügung stellen. Ein Failover von zwei Core-Appliances lässt sich ebenfalls realisieren.