Vergangene Woche: Telegate - Kapitalerhöhung, nein danke

18.10.2002
Von Stephan Hornung
Offensichtlich wenig Begeisterung konnte die Telegate AG bei ihren Aktionären mit einer geplanten Kapitalerhöhung entfachen. Die Aktie brach unmittelbar nach Bekanntgabe der Pläne um mehr als 20 Prozent ein.

Offensichtlich wenig Begeisterung konnte die Telegate AG bei ihren Aktionären mit einer geplanten Kapitalerhöhung entfachen. Die Aktie brach unmittelbar nach Bekanntgabe der Pläne um mehr als 20 Prozent ein. Kommt es trotzdem zu dieser Maßnahme, sieht die gesamte Transaktion wie folgt aus: Zuerst wandelt der italienische Mehrheitsgesellschafter Seat Pagine Gialle einen Darlehensrückzahlungsanspruch in Höhe von 30,3 Millionen Euro in 8,214 Millionen neue Telegate-Aktien. Dies entspricht einem rechnerischen Bezugskurs von 3,69 Euro pro Aktie.

Zum selbigem Kurs sollen anschließend den restlichen Aktionären 4,516 Millionen neue Aktien mittels Bezugsrecht im Verhältnis 1:1 zur Zeichnung angeboten werden. Der Gesellschaft würden bei erfolgreicher Platzierung aller Aktien etwa 47 Millionen Euro neues Eigenkapital zufließen. Dieser Mittelzufluss erscheint auch dringlich erforderlich, da das Eigenkapital zum 30. Juni 2002 nur noch bei 2,7 Millionen Euro lag. Dies entspricht einer geradezu beängstigenden Eigenkapitalquote von drei Prozent. Im Falle einer erfolgreichen Kapitalerhöhung würde durch die 16,7 Millionen Euro Mittelzufuhr und die Umwandlung von 30,3 Millionen Euro Fremdkapital in Eigenkapital wieder eine akzeptable EK-Quote von knapp unter 50 Prozent erreicht. Positiver Nebeneffekt ist, dass sich dank der Schuldentilgung die Zinsbelastung verringern würde. Das Unternehmen könnte deshalb möglicherweise schon bald schwarze Zahlen schreiben. Durch die Transaktion würde sich

allerdings - infolge der gestiegenen Aktienanzahl - auch die Marktkapitalisierung auf 94,2 Millionen Euro verdoppeln.

Solange aber am Neuen Markt selbst die wenigen profitablen Unternehmen mit lupenreinen Bilanzen unter ihren Nettobarmitteln notieren, sehen wir keinen Anlass, in eine riskante Turnaround-Spekulation zu investieren, zumal die Aktie zum doppeltem Buchwert notiert. Deshalb erscheint eine Zeichnung der Aktie auch in Zukunft uninteressant.

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