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Verfahren SCO gegen IBM hat Vorrang

08.04.2004

Die gerichtliche Auseinandersetzung zwischen SCO und Red Hat ist auf Eis gelegt. Zuerst soll im Hauptverfahren geklärt werden, ob IBM Unix-Code auf Linux übertragen hat. Doch diesen Prozess versucht SCO weiter hinauszuzögern. Ein Bezirksgericht in Delaware hat den Beginn der Verhandlungen einer Klage von Red Hat gegen SCO auf unbestimmte Zeit verschoben. Zunächst soll der Ausgang des von SCO gegen IBM angestrengten Verfahrens vor einem Gericht in Utah abgewartet werden. Gleichzeitig wies das Gericht das Verlangen von SCO zurück, die Klage des Linux-Distributors nicht zuzulassen. Red Hat hat im Sommer letzten Jahres die Unix-Company auf Schadensersatz verklagt, unter anderem weil sie durch ihre Angriffe gegen Linux das Distributionsgeschäft behindere.

"Die zentrale Frage, ob Linux unberechtigterweise Unix-Code enthält, muss zuerst entschieden werden", erklärte Richterin Sue Robinson. "Es ist eine Vergeudung juristischer Resourcen, wenn zwei Bezirksgerichte die gleiche Frage lösen sollen." Die Red-Hat-Klage bleibt unabhängig vom Ausgang des Prozesses in Utah bestehen. US-Anwälte halten es für möglich, das mit einer ähnlichen Begründung die Aufnahme der von SCO gegen die Li-nux-Großanwender Daimler-Chrysler und Autozone angestrengten Verfahren abgelehnt wird. Das wäre ein schwerer Rückschlag für den Unix-Anbieter, dessen Sprecher Blake Stowell sich entsprechend enttäuscht über das Urteil in Delaware äußerte.

Derweil versucht SCO unverändert, dass Hauptverfahren gegen IBM möglichst lang in der Schwebe zu halten. Das Unternehmen beantragte vor dem Bezirksgericht in Utah, die für den 15. April des nächsten Jahres vorgesehene Eröffnung des Prozesses "auf etwa den 15. September 2005" zu verschieben. Zur Begründung hieß es, IBM habe in der aktuellen Phase der Beweisaufnahme die erforderlichen Unterlagen nur verspätet zur Verfügung gestellt. Big Blue wies die Darstellung zurück und kündigte gerichtliche Gegenanträge an.

SCO versucht seit Beginn des Prozesses mit allen juristischen Mitteln, das Hauptverfahren durch eine Verlänge-rung der Beweisaufnahme hinauszuzögern. Denn bis zu einem möglicherweise für das Unix-Unternehmen negativen Urteil kann es Druck auf Linux-Anwender ausüben, eine teure "IP-Lizenz" zu erwerben. Doch diese Strategie ist gefährlich, weil sie die horrenden US-amerikanischen Prozesskosten in die Höhe treibt. SCO hat im Gegensatz zu IBM nur begrenzte finanzielle Möglichkeiten. Die Investoren in die hochspekulative SCO-Aktie reagieren inzwischen sehr nervös. Am Tage nach dem Stopp des Verfahrens in Delaware fiel der Kurs des zwischenzeitlich wieder auf 11,45 Dollar angezogenen Wertpapiers um mehr als sechs Prozent. (ls)