Aussteller zeigen kurz nach der CeBIT kein Messeinteresse

Veranstalter Softbank storniert die deutsche Networld+Interop

21.02.1997

Die CeBIT '97 hat bereits in ihrem Vorfeld einen erdrückenden Schatten auf die Networld+In- terop geworfen. Immer weniger Aussteller zeigten Interesse, sich im Mai, nur zwei Monate nach dem deutschen Mega-Event in Hannover, schon in den nächsten Messerummel zu stürzen.

Ein Mitarbeiter der Softbank Expos Deutschland räumte gegenüber der COMPUTERWOCHE ein, daß die Nähe zur CeBIT das ausschlaggebende Kriterium für den K.o. gewesen sei. "Zahlreiche Aussteller haben den Termin knapp nach der CeBIT kritisiert, weil in der Kürze keine neuen Produkte präsentiert werden könnten", sagte der Insider, der auch zugab, daß lediglich 150 Aussteller für dieses Jahr gemeldet hätten.

Aussteller kritisieren zu hohe Standgebühren

Außerdem würden die Unternehmen heute viel stärker auf ihr Budget achten und ihre Messeauftritte gezielter unter dem Aspekt der Kosten-Nutzen-Rechnung planen. Bay Networks äußerte in diesem Punkt stellvertretend für viele Aussteller Kritik an den Standgebühren des Veranstalters. Ein Sprecher des Unternehmens: "Die sind so teuer wie auf der CeBIT, aber im Gegensatz zu Hannover weist die Networld+In- terop kaum Besucher auf. Wir haben den von der Messeleitung propagierten Experten vermißt."

Seitens Softbank Expos wurden außerdem die zahlreichen Fusionen der letzten beiden Jahre als Negativfaktor ins Feld geführt. Das Potential möglicher Aussteller habe sich dadurch stark reduziert.

Die Messe, die unter dem Namen Networld+Interop bislang dreimal in Deutschland veranstaltet wurde (zuvor als Networld), hatte schon in der Vergangenheit Mühe, richtig Fuß zu fassen und ein schlüssiges Konzept zu finden. Den offiziellen Besucher- und Ausstellerzahlen wurde - allerdings wie bei anderen Messen auch - nie richtig Glauben geschenkt. Tatsächlich, so verlautete aus internen Softbank-Kreisen, sei die Zahl der Teilnehmer kontinuierlich gesunken, obwohl die Veranstalter immer wieder Zuwächse vermeldeten. Vergangenes Jahr sollen 24000 Besucher auf der Show gewesen sein, 1994 knapp 21000.

Kein Wunder also, daß die japanische Softbank-Mutter, die von den amerikanischen Networld+ Interop-Shows mit im Schnitt rund 60000 Teilnehmern verwöhnt ist, den deutschen Mißerfolg nicht länger tolerieren wollte. Außerdem könne sich Softbank Expos, so wird spekuliert, nachdem im vergangenen Jahr auch die Rechte an der Comdex erworben wurden, keine Messeflops mehr leisten. Bis zuletzt hatten die Deutschen noch versucht, das Projekt zu retten: "Wir haben nach anderen Terminen und Orten Ausschau gehalten, waren aber leider erfolglos", hieß es aus München, "uns blieb keine andere Wahl". Spekulationen über einen Konkurs der Softbank Expos Deutschland wies der Vertreter allerdings entschieden mit den Worten zurück: "Wir haben diverse Pläne in der Schublade und werden in Kürze mit neuen Plänen und Produkten wieder auf den Markt gehen." Lediglich die Zahl der Mitarbeiter sei reduziert worden, nachdem das Management Ende 1996 bereits den Hut genommen hatte. Die Geschicke der deutschen Softbank Expos liegen jetzt in Händen von Patrick Jacquemin in der Softbank Europazentrale, Paris.