BRIEFE / Stellungnahme von James Martin Associates:

Veraltete Tests sind kaum von Relevanz

05.02.1993

An sich koennen wir als fuer das IEF-Geschaeft in Europa zustaendiges Tochter-Unternehmen von Texas Instruments mit Ihrem Artikel ganz zufrieden sein, konstatiert er doch, dass IEF von Texas Instruments das einzige reine CASE-Werkzeug war, das den vollen Test durchstand. Es sollten jedoch ein paar Fakten nicht unerwaehnt bleiben:

Ich kann mich nicht erinnern, in einer Autozeitschrift in den letzten Wochen einen Vergleichstest eines VW Golf, Baujahr 1990, mit anderen Autos des gleichen Baujahrs gelesen zu haben, obwohl sich die wesentlichen Kernfunktionen (Motor, Raeder, Lenkung, Schaltung etc.) nicht geaendert haben. Die Veroeffentlichung eines solchen Vergleichstests zum jetzigen Zeitpunkt waere naemlich bar jeder Aktualitaet und somit ohne jegliche Relevanz.

Analog verhaelt es sich mit der jetzt in der "COMPUTERWOCHE" veroeffentlichten Untersuchung aus den Jahren 1990/91. Unser Werkzeug IEF wurde vom 9. bis 11. Januar 1991 (also fast auf den Tag genau vor zwei Jahren) untersucht. In der Zwischenzeit gab es bereits zwei wesentliche Versionswechsel. Dass dies nicht ohne Auswirkungen auf die Untersuchung sein kann, zeigt das Beispiel der Benutzersprache. Hier konstatiert der Artikel eine muehselige

Handhabung der IEF-Programmiersprache. Eine Ueberpruefung dieser Aussage zum jetzigen Zeitpunkt haette dem Autor gezeigt, dass die haendische Benutzung dieser "IEF-Programmiersprache" heute in weiten Bereichen obsolet geworden ist, da die entsprechenden Konstrukte von IEF automatisch aus den Spezifikationen erzeugt werden.

Generell kann man auch an der inhaltlichen Aussagekraft der Untersuchung durchaus Zweifel haben. Ziel war es, "die Integration von CASE-Werkzeugen mit Sprachen der vierten Generation und Datenbanksystemen zu untersuchen". Abgesehen davon, dass eine Vergleichbarkeit von Sprachen der vierten Generation mit integrierten CASE-Werkzeugen, die alle Entwicklungsphasen abdecken, ueberhaupt nicht gegeben ist, so muss ganz einfach der Versuch einer Verbindung beider Werkzeugtypen ein falsches Bild geben.

Wenn man, wie im Rahmen der Bewertung von IEF geschehen, die Gesamtloesung einer Aufgabe mittels eines bestimmten Werkzeuges bewerten will, aber vom Anbieter verlangt, dass er fuer Teilbereiche andere Werkzeuge einsetzt, obwohl diese Bereiche auch vom untersuchten Werkzeug abgedeckt werden (so sollten Datenbankabfragen nicht mit IEF generiert, sondern mit Focus oder QMF realisiert werden), so ist dies - um im obigen Bild zu bleiben - dasselbe, wie wenn

man im Rahmen eines Porsche-Tests von Porsche verlangt, einen Trabi-Motor einzubauen und dann die Funktionalitaet wie zum Beispiel Beschleunigung, Hoechstgeschwindigkeit und aehnliches bewertet.

Aehnliche Anmerkungen lassen sich noch zu einer Vielzahl von Aussagen der Untersuchung machen, zum Beispiel zur Anrechnung von Aufwandzeiten fuer den Einsatz von Drittanbieter-Produkten im Rahmen der Benchmarks auf die Projektzeiten des zu testenden Werkzeuges. Dies detailliert zu tun, wuerde den Rahmen eines Leserbriefs sprengen. Wir wollten auch lediglich verdeutlichen, dass die Untersuchung von der Aussagekraft her mit Vorsicht zu geniessen, vor allem aber absolut veraltet ist. Sie wurde bereits am 28. Februar 1991 in Grossbritannien veroeffentlicht. Da die statistische Hochrechnung von Funktionen und Faehigkeiten von Software ausgehend von einem zeitlichen Basiswert unseres Erachtens unserioes ist, kann auch die Feststellung, dass die Software in Kernbereichen die gleiche geblieben sei, fuer die Heranziehung zur Beurteilung heutiger Produkte nur Kopfschuetteln hervorrufen.

W. Schmidt, Marketing Manager James Martin Associates, Wiesbaden