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Verändert das Internet den Sprachgebrauch?

05.01.1999
Von Michael Hufelschulte
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MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Auf dem letzten Jahrestreffen der "Modern Language Association" haben eine ganze Reihe amerikanischer Sprachwissenschaftler die Einflüsse elektronischer Kommunikation auf die Sprache beleuchtet. Dabei traten teilweise interessante Ergebnisse zutage:

Susan Herring (University of Texas) untersuchte archivierte Beiträge aus Diskussionsforen des Internet-Vorläufers Arpanet aus den Jahren 1975 bis 1986. Sie stellte vor allem fest, daß die Komplexität des Satzbaus unverändert blieb. Die elektronischen Äußerungen wiesen weder schlechtere Grammatik noch mehr Tippfehler auf. "Eine Sorge weniger für Eltern, die befürchten, die Sprache ihrer Kinder leide unter dem Internet", erklärte die Linguistin.

Laut Herring finden auch immer mehr Elemente elektronischer Kommunikation Eingang in die geschriebene Alltagssprache. Paradebeispiel: Die sogenannten "Smilies" tauchten auch in herkömmlichen Briefen und Notizen immer häufiger in der aus dem Internet bekannten, um 90 Grad gedrehten Form - : ) auf.

Kenneth Rivers (Lamar University, Beaumont, Texas) wunderte sich über die geringe Verbreitung des Französischen im Internet. Bis zum Februar 1996 habe es keine französische Suchmaschine gegeben. Selbst heute noch, beklagte der Forscher, seien nur zwei Prozent der im Web verfügbaren Inhalte in französischer Sprache verfaßt. Das Fehlen diverser Sprachen im Internet werfe automatisch die Frage auf: Wenn eine Sprache nicht Teil des Internet ist, kann sie dann überleben? "Die bloße Tatsache, daß wir über so etwas nachdenken, ist erschreckend genug", meinte Rivers.