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Ver.di wartet weiter auf Signal der Telekom - Streik geht weiter

18.05.2007
Im Streit um den massiven Stellenumbau bei der Telekom wartet die Gewerkschaft ver.di eine Woche nach Beginn des Arbeitskampfes weiter auf ein Signal des Managements.

"Nur dann ist es sinnvoll, die Verhandlungen wieder aufzunehmen", erklärte Bundesvorstand Lothar Schröder am Freitag in Berlin. In München bekräftigte die Gewerkschaft zugleich ihre Kampfbereitschaft.

Ver.di-Chef Frank Bsirske rief auf einer Kundgebung in der bayerischen Metropole die Beschäftigten zu einer Fortsetzung des Streiks auf. Dem Telekom-Vorstand warf er eine Reihe von Fehlern vor. "Auf Gehalt können wir nicht verzichten, aber auf ein Management, das seit Jahren Missmanagement betreibt, können wir gut verzichten", sagte Bsirske.

Die Beschäftigten der Telekom würden für eine bessere Service-Qualität streiten, und dazu brauche es motivierte Mitarbeiter, sagte Schröder, der auch stellvertretender Aufsichtsratschef der Telekom ist. "Die sind für weniger Geld und dafür mehr Arbeit aber nicht zu haben". Rund 7000 Telekom-Beschäftigte legten nach ver.di-Angaben am Freitag die Arbeit nieder, darunter in Bayern, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Berlin-Brandenburg.

Betroffen waren erneut der technische Kundendienst, die technische Infrastruktur (Netze) sowie die Callcenter. Diese Bereiche sollen in die neuen Service-Gesellschaften überführt werden. Inzwischen sei der Service erheblich beeinträchtigt, sagte ver.di-Streikleiter Ado Wilhelm. Zudem sei die Störungsbeseitigung beeinträchtigt. Ausdrücklich ausgenommen davon sind ver.di-Angaben zufolge neben den eigentlichen Sicherheitsbereichen Polizei, Feuerwehr und Krankenhäuser auch Einrichtungen wie Schulen und Apotheken. Die Telekom bestätigte die Beeinträchtigung der Betriebsabläufe.

Die Mitarbeiter protestieren gegen die geplante Auslagerung von rund 50.000 Beschäftigten in die T-Service. Die Proteste sollen über das Wochenende in verringertem Umfang weitergehen. Am Montag erwartet ver.di bei der Telekom wieder mehr als 10.000 Menschen im Streik. Mit der Auslagerung will die Telekom die Gehälter um neun Prozent senken und die Wochenarbeitszeit um vier auf 38 Stunden verlängern. Durch T-Service verspricht sich das Unternehmen Einsparungen von bis zu 900 Millionen Euro jährlich. Da ver.di die Pläne ablehnt, will die Telekom die Umbaupläne im Alleingang umsetzen.

Unterdessen forderten Politiker die Tarifpartner erneut zu einem schnellen Ende des Arbeitskampfes auf. Der Streik könnte die Existenz der Deutschen Telekom gefährden, sagte Baden-Württembergs Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU) am Donnerstagabend in der ZDF-Sendung "Maybrit Illner". Konzernspitze und Gewerkschaften sollen sich rasch treffen und "nicht große Schlachten öffentlich führen". Der ehemalige Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) meinte ebenfalls, dass eine Lösung gefunden werden müsse, sonst sei das Unternehmen in Gefahr. (dpa/tc)