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Ver.di und Telekom gehen mit kleinen Schritten aufeinander zu

29.05.2007
Im zähen Tarifkonflikt um massiven Personalumbau gehen die Deutsche Telekom und die Gewerkschaft ver.di aufeinander zu - allerdings nur mit sehr kleinen Schritten. Ein Baustein für eine Einigung könnte dabei die Flexibilisierung der Gehälter sein.

Eine entsprechende Kompromisslinie bot ver.di-Verhandlungsführer Lothar Schröder der Telekom am Wochenende an. "Ich halte es für denkbar, dass etwa fünf Prozent der Löhne variabel gestaltet werden könnten", sagte Schröder am Samstag der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Die Gehälter könnten damit an das Erreichen von Zielgrößen gekoppelt werden.

Telekom-Finanzvorstand und Verhandlungsführer Karl-Gerhard Eick, Arbeitsdirektor Thomas Stattelberger und T-Com-Chef Timotheus Höttges bei der Ankündigung der T-Service-Gründung zum 1. Juli (v.l.).
Telekom-Finanzvorstand und Verhandlungsführer Karl-Gerhard Eick, Arbeitsdirektor Thomas Stattelberger und T-Com-Chef Timotheus Höttges bei der Ankündigung der T-Service-Gründung zum 1. Juli (v.l.).
Foto: Deutsche Telekom AG

Zuvor war vom neuen Personalvorstand Thomas Sattelberger eine Gewinnbeteiligung im Gegenzug für die von der Telekom angestrebte Kürzung der Löhne um neun Prozent ins Spiel gebracht worden. Vorstandschef René Obermann unterstrich diese Position in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung": Er sprach von einer "Chancen- und Risikogemeinschaft" von Beschäftigten und Unternehmen. "Als Ausgleich für das Entgegenkommen der Mitarbeiter in der derzeit schwierigen Situation kann ich mir gut vorstellen, sie in wirtschaftlich besseren Zeiten stärker am Erfolg zu beteiligen."

Dies lehnte Schröder hingegen ab. "Damit würde das Risiko einseitig zu Lasten der Mitarbeiter verteilt." Die Telekom will rund 50.000 Beschäftigte in den neuen Bereich T-Service verlagern und plant dabei neben Lohnkürzungen eine Verlängerung der Wochenarbeitszeit um vier Stunden. In dem Konflikt wird die Telekom seit dem 11. Mai von ver.di bestreikt. Einschließlich der Warnstreiks zuvor dauert der Arbeitskampf schon mehr als vier Wochen.

Die Telekom will nach der Ablehnung ihres Tarifangebots durch ver.di den Konzernumbau im Alleingang zum 1. Juli umsetzen. Schröder erneuerte seine Kritik an den Plänen. "Die Pläne sind maßlos und vollkommen überzogen." Dagegen appellierte der Postchef und Telekom-Aufsichtsratsvorsitzende Klaus Zumwinkel an ver.di und die Beschäftigten, in dem Konflikt einzulenken. Die Telekom befinde sich in einer Phase extremer Herausforderungen, sagte er dem "Handelsblatt" (Dienstagausgabe). Dies schließe Veränderungen für die Beschäftigten ein. "Ich erwarte von allen Beteiligten in dieser Situation Kreativität, Flexibilität und Zukunftsorientierung."

An dem Streik beteiligen sich täglich bis zu 15.000 Beschäftigte. Auch über Pfingsten wurden Servicebereiche und technische Bereitschaftsdienste bestreikt. In dieser Woche soll der Streik weiter gehen. Nach Obermanns Darstellung halten sich die Auswirkungen des Arbeitskampfes "in einem überschaubaren Rahmen". Im Durchschnitt hätten seit Streikbeginn 9000 Beschäftigte pro Tag gestreikt.

Keine Auswirkungen soll der Streik auf den G8-Gipfel Anfang Juni in Heiligendamm haben. "Wir haben alles geplant, den G8-Gipfel technisch abzusichern", sagte Obermann. "Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass die Gewerkschaft das G8-Treffen wirklich stören will." Zu Beginn der Arbeitsniederlegungen war spekuliert worden, dass ver.di das Treffen der Regierungschefs durch den Ausstand behindern könnte. Das hatte die Gewerkschaft allerdings stets zurückgewiesen. (dpa/tc)