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Thema des Tages

Veba-Viag-Fusion mischt die Karten im deutschen TK-Markt neu

27.09.1999
Thema des Tages

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Nach der am vergangenen Wochenende endgültig besiegelten Fusion von Viag und Veba wollen beide Partner nur noch die Viag-Tochter Viag Interkom im Portfolio belassen und deren Aktivitäten in Deutschland, Österreich und der Schweiz planmäßig ausbauen. Akquisitionen seien allerdings vorerst nicht geplant, erklärte Viag-Chef Wilhelm Simson im Rahmen der Fusions-Pressekonferenz in München. Die Veba-Beteiligung an E-Plus werde "zu gegebener Zeit veräußert", hieß es, weil das Lizenzrecht den Betrieb zweier Mobilfunknetze in einem Konzern nicht zulasse.

Der Mobilfunkanbieter, der nach eigenen Angaben Ende August die Drei-Millionen-Kunden-Marke überschritten hat, kommt nach der Fusion von Viag und Veba möglicherweise als Ganzes unter den Hammer. Branchenkenner munkeln seit längerem, daß sich auch die restlichen E-Plus-Eigentümer RWE, Bell South (USA) und die britische Vodafone Plc. von ihren Anteilen trennen möchten. Alle drei sind vermutlich eher für eine Finanzspritze aus einem Verkauf zu erwärmen als für eine Verstärkung ihres bisherigen Engagements. Als potentielle Käufer für E-Plus geisterten schon vor Monatsfrist unter anderem die France Télécom sowie der ebenfalls französische Mischkonzern Vivendi durch die Presse. Den möglichen Kaufpreis für E-Plus beziffern Branchenkenner mit bis zu 30 Milliarden Mark. Dieses Geld kann

Viag (Interkom) für den Ausbau des eigenen Mobilfunknetzes, das bislang nur rund 65 der Bevölkerung erreicht (den Rest erschließt derzeit ein Roaming-Abkommen mit der Deutschen Telekom), gut gebrauchen. Weitere vermutlich milliardenschwere Investitionen werden zudem mittelfristig durch die technische Realisierung des künftigen Mobilfunkstandards UMTS (Universal Mobile Telecommunications System) sowie den Ausbau des Festnetzes fällig.

Die Münchner Viag AG und die Veba AG, Düsseldorf, hatten sich auf eine Fusion geeinigt. Damit entsteht - vorbehaltlich der Zustimmung der Kartellbehörden - das größte Energieversorgungsunternehmen (EVU) Deutschlands und das drittgrößte Europas. Bei der Zusammenlegung wird das Werteverhältnis zwischen Veba und Viag bei zirka 67 zu 33 liegen, somit erhalten bisherige Viag-Aktionäre für rund 2,8 Aktien einen Veba-Anteilschein. Die Düsseldorfer übernehmen zudem für maximal 1,7 Milliarden Euro zehn Prozent der Viag-Aktien vom Freistaat Bayern, der bislang 25,1 Prozent am Münchner EVU hält. Sitz des neuen Gemeinschaftsunternehmens wird Düsseldorf. Die bisherigen Chefs von Veba und Viag, Ulrich Hartmann und Wilhelm Simson, bilden die neue "Doppelspitze"

zur Leitung des Konzerns. Experten rechnen damit, daß die Fusion rund 2500 Stellen kostet, die vorwiegend im Strombereich sowie in den Zentralverwaltungen abgebaut werden dürften.

Neben den Kerngeschäftsfeldern Energie und Spezialchemie, die nach Ansicht der Fusionspartner "stark expandieren" werden, sollen auch die Bereiche Telekommunikation und Immobilien-Management (über die Viag-Tochter Viterra) "wertsteigernd weiterentwickelt" werden. Alle übrigen Bereiche sollen "wertoptimiert" und "zum geeigneten Zeitpunkt verkauft" werden.