Die Dialogfähigkeit im Vordergrund:

VDRZ: Ein gutes Jahr ohne Pleiten

09.02.1979

HANNOVER (ee) -"Sowohl in den eigenen Reihen wie im Mandantenstamm blieb die Branche weitgehend von Pleiten verschont." - Folge: "Für die Service-Rechenzentren in der Bundesrepublik war 1978 ein gutes Jahr", wie Verbandsgeschäftsführer Peter Lange-Hellwig bilanziert. In seinem Rechenschaftsbericht betont Lange-Hellwig vor allem das verstärkte Engagement, sich neue Technologien und Vorgehensweisen zu eigen zu machen. Großes Ziel: Die vorhandenen Anwendungsprogramme auf Dialogverarbeitung umzustellen, um den Kunden durch moderne Bildschirmtechniken den Zugriff auf den Großcomputer im Rechenzentrum zu ermöglichen.

Mehrere Schwierigkeiten sind hier zu überwinden: Nicht alle Anwendungen sind wirtschaftlich sinnvoll für die Dialogverarbeitung geeignet. Nur wenige Universal-Computer mittlerer Größenordnung sind unter gleichen Aspekten dialogfähig, die meisten sind ausgesprochene Batch-Maschinen. Last but not least ist häufig der von der Bundespost diktierte Preis der Datenfernübertragung das größte Handikap. So sind im wesentlichen die bisher vorhandenen Dialoganwendungen im lokalen Rahmen zu suchen, wo das Ortsnetz die wirtschaftliche Datenfernverarbeitung ermöglicht.

In Zukunft soll dies anders werden. Die Deutsche Bundespost wird aller Wahrscheinlichkeit nach in Kürze den Datenpaketvermittlungsdienst ankündigen, dessen herausragende technologische Eigenschaft die geringfügig zeitversetzte, paketartige Informationsvermittlung unterschiedlicher Versender bei optimaler Leitungsausnutzung ist, während die betriebswirtschaftlich relevante Seite gekennzeichnet ist durch die entfernungsunabhängige Tarifierung. Für die Service-Rechenzentren bedeutet dies, daß sie dann entfernungsunabhängig im gesamten Bundesgebiet ihre Anwendungen anbieten können. Dies sind Expansionsmöglichkeiten für das einzelne Rechenzentrum, die heute noch unüberschaubar sind. Der Markt der DV-Service-Industrie kann sich mit einem Schlag vervielfachen.

Allerdings ist bis dahin noch ein weiter Weg zurückzulegen. Technische und marketingspezifische Schwierigkeiten sind zu überwinden. In klarer, strategischer Einschätzung der künftigen Service-Möglichkeiten hat der Verband Deutscher Rechenzentren e. V. (VDRZ) zwei Projekte zur Förderung beim Ministerium für Forschung und Technologie eingereicht, die sich mit der Implementierung des neuen Datenpaketdienstes sowohl aus technischer wie aus Marketing-Sicht befassen. Das technische, anwendungsorientierte Projekt "Pilotanwendungen des öffentlichen Datenpaketdienstes für den Verbund zwischen Service-Rechenzentren und RZ-Kunden" ist Mitte 1978 vom VDRZ selbst mit einem Volumen von rund 14 Millionen Mark beantragt worden und hat Ende November den Sachverständigenrat des Bundesministeriums für Forschung und Technologie mit positivem Ergebnis passiert. Das Marketing-Projekt wurde über das BIFOA-Institut (Betriebswirtschaftliches Institut für Organisation und Automation) der Universität Köln initialisiert. Auch dieses Projekt hat gute Aussichten, gefördert zu werden.