VDI-Außenseiter mit Potenzial

14.10.2009
Von Wolfgang Sommergut 
Während Anwender für Terminaldienste auf Microsoft und Citrix angewiesen sind, gibt es VDI auch als Open Source oder von weniger bekannten Herstellern.

Red Hat gehört seit der Übernahme von Qumranet im September 2008 zu den Herstellern, die einen vollständigen Virtualisierungs-Stack anbieten möchten. Der Zukauf brachte die Linux-Company nicht nur in den Besitz eines Hypervisors, sondern bescherte ihr auch eine Lösung für virtuelle Desktops. Sie heißt mittlerweile Red Hat Solid ICE Virtual Desktop Infrastructure, zukünftig soll das Produkt offenbar auf "Virtualization Manager for Desktops" hören. Das gesamte Portfolio soll als Open Source zugänglich gemacht werden.

Virtuelle Hardware von KVM

Die virtuelle Hardware auf dem Server wird von KVM bereitgestellt, einem auf dem Linux-Kernel beruhenden Hypervisor. Er heißt offiziell "Enterprise Virtualization Hypervisor" und ist Bestandteil von Red Hat Enterprise Linux 5.4 sowie die technische Basis für das gesamte Virtualisierungsportfolio von Red Hat. Das in den Vorgängerversionen für die Server-Virtualisierung integrierte Xen wird für VDI nicht unterstützt.

Zum Erbe von Qumranet zählen zusätzlich alle Tools zur Desktop-Virtualisierung. Obwohl eine RDP-Implementierung auch für Linux-Gäste zur Verfügung stand, hatte sich das Unternehmen entschlossen, mit dem Simple Protocol for Independent Computing Environments (Spice) ein leistungsfähigeres Remote Connection Protocol zu entwickeln. Es kann abhängig von der Leistungsfähigkeit des Clients die Darstellung von Multimedia an den lokalen PC delegieren. Spice unterstützt mehrere Monitore und bidirektionales Audio und Video.

Basis-Image erleichtert Verwaltung

Red Hat bietet sein komplettes VDI-Portfolio als Open Source an.
Red Hat bietet sein komplettes VDI-Portfolio als Open Source an.

Wie Microsofts RD Connection Broker unterstützt der Enterprise Virtualization Manager for Desktops sowohl persönliche Desktops für einzelne User als auch Desktop-Pools, wo sich mehrere Benutzer einen virtuellen PC teilen.

Ähnlich wie VMware mit dem Composer bietet auch Red Hat einen Mechanismus, der die Nutzung eines Basis-Images für viele Benutzer erlaubt und ihre individuellen Änderungen als Differenz speichert. Der Hersteller bezeichnet das Verfahren als "Template/diff". Es hilft nicht nur dabei, Speicherplatz zu sparen, sondern soll auch das Image-Management vereinfachen, weil alle Patches für das Betriebssystem nur in ein Systemabbild eingepflegt werden müssen.

Quest vWorkspace

Quest erwarb seine Software für die Desktop-Virtualisierung Ende 2007 durch Übernahme von Provision Networks. Die "Virtual Application Suite" wurde mittlerweile in "vWorkspace" umbenannt, sie liegt aktuell in der Version 6.2 vor.

Im Gegensatz zu Citrix, VMware oder Microsoft verfügt Quest über kein vollständiges Portfolio zur Desktop-Virtualisierung, sondern setzt auf Hypervisors anderer Anbieter auf. vWorkspace ist daher kompatibel zu VMware vSphere, Microsoft Hyper-V und XenServer. Zusätzlich unterstützt es Parallels Container. Eine besondere Priorität genießt die Kooperation mit Microsoft, über die sich Quest als Alternative zum engen Microsoft-Partner Citrix etablieren möchte.

Der "Virtual Access Connection Broker" kann Benutzer nicht nur mit virtuellen Desktops verbinden, sondern auch mit Sessions auf dem Terminal-Server und mit Blade-PCs. Wie andere fortgeschrittene Produkte in dieser Gattung kann auch der Broker von vWorkspace vorab eine definierte Anzahl von Desktops bereitstellen ("Provisioning").

Für die Darstellung der entfernt laufenden Desktops erweitert Quest das Remote Desktop Protocol von Microsoft um sein eigenes Experience Optimized Protocol (EOP), das auch als separates Produkt erhältlich ist. Zu seinen Funktionen zählen Multimedia Redirection, so dass beispielsweise Videos lokal vom Client dargestellt werden.

vWorkspace bringt mit dem User Profile Management eine Software zur Verwaltung persönlicher Einstellungen und Daten mit. Sie speichert die individuellen Windows-Einstellungen im User Profile Storage Server, von wo sie beim Anmelden des Benutzers geladen werden.

vWorkspace verfügt darüber hinaus über einige fortgeschrittene Funktionen wie Shadowing von Desktops, etwa für den Zugriff durch den Helpdesk. (ws)