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VC-Finanzierung in den USA stabilisiert sich

04.02.2002
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MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Wie zwei unabhängige Studien andeuten, haben sich die Venture-Capital-Gesellschaften in den USA von den Pleiten den letzten zwei Jahre leicht erholt und beginnen nun wieder vorsichtig zu investieren. Laut dem "Moneytree Survey" von PriceWaterhouseCoopers, Venture Economics und der National Venture Capital Association investierten die Risikokapitalgeber im vierten Quartal 2001 insgesamt 7,14 Milliarden Dollar in Startups. Die Summe liegt damit zwar weit unter den 20,9 Milliarden Dollar des Vorjahres, entspricht aber einem Zuwachs um zwei Prozent gegenüber dem dritten Quartal 2001 (sieben Milliarden Dollar). Gleichzeitig stiegen die Fördergelder zum ersten Mal seit dem zweiten Quartal 2000 wieder leicht an. Die Zahl der Investments kletterte von 810 im dritten Quartal 2001 auf 856. Im Vorjahresquartal schlossen die VCs allerdings noch 1598 Deals ab. Software- und Biotechnologie-Unternehmen erhielten dabei im vergangenen Quartal den größten Teil des

VC-Kuchens, so stieg der Anteil des Softwaresektor von 16,9 im dritten Quartal auf 22,5 Prozent an.

Nach Ansicht der Marktforscher von Ventureone: befindet sich dagegen das VC-Investment seit seinem Höhepunkt im ersten Quartal 2000 mit 27 Milliarden Dollar nach wie vor im Tiefflug: So sank die Summe der Fördergelder zwischen dem dritten und dem vierten Quartal 2001 um vier Prozent von 6,57 Milliarden auf 6,31 Milliarden Dollar, statt 629 wurden nur noch 610 Startups finanziert.

Für das Gesamtjahr 2001 skizzieren beide Studien ein düsteres Bild: So schrumpfte die Summe der Fördergelder laut Ventureone im Jahresvergleich von 91,6 Milliarden auf 32,1 Milliarden Dollar. Der Moneytree Survey geht von einem Rückgang von 99,6 Milliarden auf 36,5 Milliarden Dollar aus, gleichzeitig reduzierte sich die Anzahl der Deals von 7094 auf 3928. Dennoch liegen alle Zahlen deutlich über denen von 1998, dem letzten "normalen" Jahr, bevor der VC-Boom begann.

Trotz hoher Ausfälle durch das Platzen der Dotcom-Blase und die Kurseinbrüche an den Börsen investierten die Risikokapitalgesellschaften auch im vergangenen Jahr noch immer in neue Unternehmen: So flossen laut Moneytree Survey 78,5 Prozent der VC-Gelder oder 28,7 Milliarden Dollar an Startups in der Early-Stage- oder Expansionsphase. Im Jahr 2000 erhielten Newcomer noch 82,5 Prozent der gesamten Fördersumme von 99,6 Milliarden Dollar. Experten befürchten jedoch, dass die Zeiten für Startups weiterhin schwierig bleiben: So werden die VCs in diesem Jahr im Rahmen der Portfoliobereinigung einige Unternehmen sterben lassen, um Platz für neue Investitionen zu schaffen. Obwohl kaum jemand im Kürze mit einem erneuten VC-Boom rechnet, gehen die meisten Marktforscher davon aus, dass das Schlimmste nun überstanden sei. So prognostiziert Mark Heesen, Präsident der National Venture Capital Association, für mindestens einige Quartale Investitionshöhen

zwischen sechs und acht Milliarden Dollar.

Die dafür erforderlichen Mittel sind vorhanden: Jesse Reyes, Vice-President von Venture Economics schätzt, dass VCs rund 50 Milliarden Dollar parat haben, die Frage ist jedoch, wohin das Geld fließt, nachdem den Investoren nach den schlechten Erfahrungen der jüngsten Vergangenheit das Geld nicht mehr so locker sitzt. (mb)