Linux- und Open-Source-Rückblick für Kalenderwoche 39

Valve kündigt SteamOS an

01.10.2013
Von 
Jürgen Donauer war als Systemadministrator zunächst für Informix und später IBM tätig. Dann verschlug es ihn in das Rechenzentrum von Media-Saturn. Dort kümmerte er sich mitunter um die Webserver, Datenbankanbindungen und den Online-Shop. Anschließend war er als Redakteur im Bereich Linux für TecChannel tätig.
Valve hat in dieser Woche drei Ankündigungen getätigt. Dazu gehört auch das auf Linux-basierende und offene eigene Betriebssystem: SteamOS.

Die COMPUTERWOCHE zeigt die wichtigsten Informationen zu Open-Source und Linux in Kalenderwoche 39. Canonical hat die erste und einzige Beta-Version von Ubuntu 13.10 "Saucy Salamander" zur Verfügung gestellt.

Die GNOME-Entwickler haben Version 3.10 zur Verfügung gestellt.

SteamOS, Steam Machine und Steam Controller

Valves Gabe Newell war von Microsofts Weg mit Windows 8 alles andere begesitert und hat daraus auch keinen Hehl gemacht. Zunächst setzte man auf Ubuntu und brachte einen eigenen Linux-Client für Steam.

Auf der LinuxCon gab Newell zu, dass man sich mehr vom Linux-Client versprochen hätte und nun eine eigene Strategie versuche. Somit entwickelt Valve an einem komplett eigenen Betriebssystem, das aber auch auf Linux basiert. Welche Distribution der Unterbau ist, will man in den kommenden Wochen bekannt geben.

SteamOS ist eine Linux-Distribution, die für den Einsatz mit Spielen auf großen Bildschirmen optimiert ist. Newell spricht hier von Steam Big Picture. Das Betriebssystem SteamOS wird man kostenlos zu Verfügung stellen und jeder kann es installieren. Man setzt laut eigenen Angaben auf Offenheit.

Interessant in diesem Zusammenhang ist das In-Home-Streaming. Wer ein Gerät mit SteamOS hat, kann Windows- und Mac-Spiele auf SteamOS via Netzwerk streamen.

Wenige Tage später kündigte Valve dann Steam Machines an. Beta-Tester können sich bewerben und man wird insgesamt 300 dieser Rechner mit SteamOS kostenlos zur Verfügung stellen. Derzeit arbeite man mit Partnern, die im Jahre 2014 verschiedene Steam-Gaming-Computer auf den Markt bringen werden. Diese werden alle von SteamOS angetrieben.

Im Puzzle fehlte nur noch ein eigener Controller. Dieser wurde ebenfalls kurz nach der Steam Machine angekündigt. Interessant sind nicht nur die beidseitigen Touchpads. Damit sollen sich auch Echtzeitstrategiespiele und Titel die präzise Steuerung verlangen gut bedienen lassen können.

Auch beim Steam Controller setzt Valve auf Offenheit. Das Eingabegerät sei von Grund auf "hackbar" gestaltet. Man verspricht sich davon, dass die erfinderische Steam Community wertvolle Zusätze für den Steam Controller zu Wege bringt.

Mit diesem Dreisprung will sich Valve im Wohnzimmer der Anwender positionieren. Gleichzeitig spricht man allerdings Linux-Enthusiasten und Bastler an. Man geht also in die komplett andere Richtung als Microsoft und Apple. Linux-Anwender müssen sich keine Sorgen wegen des bestehenden Clients machen. Valve hat bestätigt, dass alle Spiele für SteamOS auch auf Distributionen wie Ubuntu und Linux Mint laufen werden. Man kehrt Linux also nicht den Rücken, sondern nimmt das Heft ganz einfach selbst in die Hand.

Ubuntu 13.10 "Saucy Salamander" Beta

Die größte Änderung in Ubuntu 13.10 Beta dürfte den wenigsten Anwender auffallen. Es ist die erste Version, die den eigens entwickelten Mir Display Server verwendet. Sollte der Anwender einen proprietären Grafiktreiber im Einsatz haben, fällt das System auf X.Org zurück.

Auch die so genannten Smart Scopes haben Einzug gehalten. Damit soll der Ubuntu Desktop zu einer semantischen Websuche werden. Vor kurzem hat man dazu noch angekündigt, dass die Bildersuche nun mehr oder weniger anonymisiert ist. Sobald die Anfrage beim Canonical-Server angelangt ist, verschleiert dieser die Suche.

Die Smart Scopes lassen sich einzeln über einen Rechtsklick deaktivieren. Der Anwender kann allerdings über die Systemeinstellungen auch die komplette Online-Suche abstellen. Dann sucht das Dash nur noch lokale Dateien.

An der Oberfläche hat sich relativ wenig geändert. Es gibt oben rechts ein neue Symbol für die Tastatur-Einstellungen. Weiterhin kann der Nutzer bereits während der Installation sein UbuntuOne-Konto einrichten, um sofort auf die Canonical-Cloud zugreifen zu können.

Sie können die Beta-Version von Ubuntu 13.10 "Saucy Salamander" bei ubuntu.com herunterladen. Wie üblich sind zeitgleich neue Testversionen der Derivate Edubuntu, Kubuntu, Lubuntu, Ubuntu GNOME, UbuntuKylin, Ubuntu Studio und Xubuntu erschienen.

GNOME 3.10

Nach sechs Monaten Entwicklung steht eine neue GNOME-Ausgabe zur Verfügung. Erstmals gibt es experimentelle Unterstützung für Wayland. Letzteres soll künftig X.org ablösen. Die Entwickler sprechen in der offiziellen Ankündigung von einem wichtigen Meilenstein auf dem Weg zur Wayland-Umstellung.

Wie immer gibt es Verbesserungen bei den bestehenden Applikationen. Auch Test-Software ist an Bord, die in kommende Ausgaben einfließen sollen. Das gilt zum Beispiel für Music, das die künftige Standard-Applikation zum Abspielen von Musik werden soll.

Was in der Ankündigung etwas untergeht sind die Verbesserungen in Boxen. Dies ist die integrierte virtuelle Management-Umgebung von GNOME. In der neuesten Ausgabe kann die Software diverse Dateisystem-Abbilder importieren. Dazu gehört eigentlich alles, was Rang und Namen hat: QEMU, RaDisk Images, VirtualBox 1.1, VMware 3 und 4, VirtualPC und Linux COmpressed Loop Images.

Weiterhin können Anwender mittels Documents direkt auf die ownCloud zugreifen.