Security-Anbieter rutscht in die Verlustzone

Utimaco hakt ein schwieriges Geschäftsjahr ab

08.09.2000
FRANKFURT/M. - Im zurückliegenden Geschäftsjahr hatte die Utimaco Safeware AG mit Sitz im hessischen Oberursel gleich mit mehreren Schwierigkeiten zu kämpfen. Der Wechsel an der Führungsspitze, eine schwer zu verdauende Akquisition, die verspätete Gewinnwarnung und der stark fallende Aktienkurs machten dem IT-Security-Spezialisten zu schaffen.

"Das zurückliegende Geschäftsjahr hatte Höhen und Tiefen und muss insgesamt als problematisch gesehen werden", erklärte Hans-Christoph Wolf, seit Anfang Januar neuer Vorstandschef der Utimaco AG, auf der Bilanzpressekonferenz in Frankfurt am Main. Mit einem Umsatzplus von 38 Prozent auf 70,4 Millionen Mark verfehlten die Hessen ihre hoch gesteckten Ziele für das Geschäftsjahr 1999/2000 (Ende: 30. Juni). Auch hinsichtlich der Erträge enttäuschte das Unternehmen. Statt der ursprünglich von Analysten prognostizierten mehr als sechs Millionen Mark Gewinn wurde ein Verlust von 1,5 Millionen Mark ausgewiesen. Wichtigste Einnahmequelle sind mit rund einem Drittel am Umsatz beteiligte IT-Sicheheitslösungen für mobile Endgeräte. Für das laufende Geschäftsjahr hat man sich ein Umsatzplus von 35 Prozent und den Break Even vorgenommen.

Stark zulegen konnte Utimaco hingegen im Geschäftsbereich Network Security, wo neue Produkte, etwa im Bereich Firewalls und Virtual Private Network (VPN) aus der im Juli 1999 übernommenen Firma Kryptokom, die Angebotspalette ergänzen.

Die Akquisition des Aachener Network-Security-Anbieters, der aus der Comparex-Gruppe ausgegliedert wurde, gestaltete sich schwieriger als ursprünglich angenommen. Utimaco stand völlig unvermittelt ohne Vertriebskanal da, weil Comparex nur einen Monat nach der Übernahme überraschend den Vertrieb eingestellt und die Division verkauft hatte. "Wir mussten erst damit beginnen, den indirekten Vertrieb neu aufzubauen", bilanziert Wolf. In der Folge stellten sich die Erwartungen, die Utimaco mit dem Zukauf verband, als zu optimistisch heraus.

Wie viel die Ex-Comparex-Tochter - das Unternehmen erzielte 1999 rund 15 Millionen Mark Umsatz - zu den Einnahmen im vergangenen Geschäftsjahr beisteuerte, will Wolf nicht offenlegen. Zugeknöpft gibt sich der neue Vorstandschef auch bei den Wachstumsraten von Utimaco in Deutschland. Aus gutem Grund: Mit einem organischen Wachstum von rund 20 Prozent gelang es nicht, mit den Steigerungen des IT-Security-Marktes von derzeit 28 Prozent (Datamonitor) Schritt zu halten.

Neben diesen Problemen kommt die Akquisition auch teurer als erwartet. Zwar konnte Utimaco den ursprünglichen Preis von 50 Millionen Mark in Aktien im Nachhinein auf 24 Millionen Mark herunterhandeln, doch war der Kurs der Hessen so schnell gefallen, dass für Kryptokom ein Teil des Emissionserlöses hingeblättert werden musste.

Zusätzlich belastet wurde das letzte Geschäftsjahr von dem Jahr-2000-Effekt und dem Ausfall eines japanischen Zulieferers. Utimaco erschreckte die Investoren schließlich mit einer Gewinnwarnung. Hinzu kamen Kontroversen auf höchster Ebene: Nachdem sich die Diskrepanzen zwischen Vorstand und Aufsichtsrat über die zukünftige Strategie zugespitzt hatten, nahm Ex-Firmenchef Peter Bohn Ende des Jahres den Hut. Als umstritten galt vor allem die von ihm forcierte expansive Strategie.

Bedingt duch die Kryptokom-Übernahme, ging der Anteil des internationalen Geschäfts am Gesamtumsatz von 64 auf 54 Prozent zurück. Firmenchef Wolf musste in Frankfurt außerdem zugeben, dass man im US-Markt nach wie vor mit leeren Händen dastehe und es dem Unternehmen nicht nur in dieser Hinsicht an kritischer Größe fehle. Jetzt sollen durch das "Joint-Venture Hongkong" die Einnahmen im asiatischen Raum angeschoben werden.

Dass Utimaco zuletzt mit erheblichen Problemen zu kämpfen hatte, spiegelt auch der seit Monaten stark fallende Aktienkurs wider. Im Februar 1999 zunächst als Shooting-Star an der Börse gefeiert, wurde das IT-Security-Papier zuletzt von immer mehr Anlegern gemieden und notiert aktuell nur mehr bei 20 Euro. Auch sämtliche an Utimaco beteiligten Risikokapitalgeber, darunter Apax Partners, haben sich inzwischen aus dem Unternehmen verabschiedet.

Nur noch ein begrenzter SpielraumDurch die derzeit niedrige Kursbewertung ist Utimacos Handlungsspielraum begrenzt. "Solange die Aktie so schlecht steht, sind Akquisitionen nur beschränkt ein Thema", gesteht Wolf. Umgekehrt sind die Hessen mit einem Freefloat am Neuen Markt von 71 Prozent für eine Übernahme prädestiniert. Spekulationen in diese Richtung dementierte der Vorstandschef in Frankfurt denn auch nicht.