User Groups - zwischen Anwender und Hersteller

18.03.2004
Von Katharina Friedmann

Die starke Entkoppelung vom Hersteller zeigt sich nach Ansicht von Hauk auch bei den beiden großen Jahresveranstaltungen der User Group: Von einem Event sei der Hersteller vollständig ausgeschlossen, so dass die Anwender ungestört ihre Erfahrungen austauschen könnten. Auch der erste Tag der zweiten großen Jahresveranstaltung, die Mitgliederversammlung, findet ohne SSA statt. Lediglich die Inhalte des Folgetags bestreitet der Softwarehersteller etwa mit Keynotes aus dem Management zu Neuentwicklungen oder Roadmaps - "allerdings in enger Absprache mit uns", betont der DBUG-Vorsitzende.

Der aktuelle Fokus der User Group liegt darin, zu verfolgen, wie sich die nach der Baan-Übernahme durch SSA im vergangenen Herbst ergriffenen Restrukturierungsmaßnahmen auf das Leistungsangebot - etwa Support oder Produktentwicklung - des Anbieters auswirken. "Wir haben eine ganze Reihe von Zusagen hinsichtlich Strategie und Roadmaps von Seiten des SSA-Managements, die wir kontinuierlich verfolgen, hinterfragen und auf ihre Umsetzung hin überprüfen", schildert Hauk die Aktivitäten. Um die Zusammenarbeit der einzelnen User Groups zu intensivieren und somit der Baan-Anwendervertretung gegenüber SSA auf europäischer Ebene mehr Gewicht zu verleihen, findet im März die Gründung eines Europäischen Baan Usergroup Forums statt.

Als einen Aufgabenschwerpunkt auch der DBUG führt Hauk die Einflussnahme auf künftige Produkte an. Hierzu werden in den Arbeitskreisen erarbeitete Inhalte an die Baan-Entwicklung weitergegeben. Zu den größten Verdiensten in der Vergangenheit zählt er Funktionserweiterungen in den Bereichen Buchhaltung und Finanzen, in denen einige kritische Geschäftsprozesse von der Software nicht ganz abgedeckt waren. Definiert von der DBUG, wurden diese von Baan zunächst als lokale Add-ons umgesetzt, in späteren Software-Releases aber als Bestandteil der Standardpakete integriert. Wesentliche Verbesserungen hätten auf Initiative der Nutzergruppe zudem spezielle Tools für die Verwaltung von Fehlerkorrekturen erfahren, die dann in die internationale Entwicklung eingegangen seien.

"Wir sind zwar finanziell unabhängig, haben aber eine Exklusivität in der Zusammenarbeit mit SAP", umschreibt Alfons Wahlers, Vorsitzender und Gründungsmitglied der Deutschen SAP Anwendergruppe (DSAG), das Beziehungsgeflecht zwischen der weltweit größten Usergroup im SAP-Umfeld und dem Walldorfer ERP-Anbieter. Mit 1360 Mitgliederunternehmen vereint die Dsag eigenen Angaben zufolge etwa 40 Prozent aller deutschen SAP-User unter ihrem Dach. Den Grenzgang zwischen Herstellerkooperation und kritischer Anwendervertretung bezeichnet Wahlers als "Spagat", der jedoch durch die wirtschaftliche Eigenständigkeit des Vereins zu bewerkstelligen sei. Im Bereich Veranstaltungen habe sich das Anbieter-Usergroup-Verhältnis mittlerweile sogar umgekehrt: "Heute sagen wir, was ins Portfolio passt, weil wir wissen, wo die Anwender Bauchschmerzen haben",

schildert der Kopf der Dsag das Prozedere. Dabei würden SAP-Beiträge stets auf Marketing-Inhalte hin überprüft und gegebenenfalls auch abgelehnt. Für eine ausgewogene Interessenvertretung in den mittlerweile 90 Arbeitsgruppen sorge jeweils ein "Doppelgestirn" aus einem DSAG-Anwendermitglied und einem SAP-Ansprechpartner, so Wahlers.

Die DSAG im Spagat