Dumping-Vorwürfe gegen Nippons Display-Lieferanten, aber

USA und Japan verhandeln über ein neues Chip-Abkommen

01.03.1991

WASHINGTON/TOKIO (CW) - Erste Gespräche über ein neues Halbleiter-Abkommen haben amerikanische und japanische Handelsvertreter aufgenommen. Die US-Halbleiter-Hersteller fordern nach wie vor den verstärkten Marktzugang ausländischer Chip-Hersteller in Japan. Strafzölle indes könnte es bald für Nippons Display-Hersteller geben. Sie liefern zu Dumpingpreisen in die USA.

Daß nun doch Verhandlungen über einen neuen Chip-Pakt zwischen den USA und Japan aufgenommen wurden, kommt überraschend. Noch im Dezember nämlich hatten sich die Japaner gegen ein weiteres Abkommen ausgesprochen, sich gar geweigert, überhaupt Gespräche zu diesem Thema zu führen. Mittlerweile aber sieht es so aus, als würde im Juli 1991 eine neue Vereinbarung den bis dahin gültigen Vertrag ablösen, den beide Länder 1986 nach einer heftigen Handelskrise geschlossen hatten.

Fraglich indes scheint, inwieweit sich Amerikaner und Japaner über den Inhalt des Abkommens einigen können. Wie der Branchendienst "vwd" schreibt, fordern die amerikanischen Handelsvertreter von ihren japanischen Kollegen im Rahmen der neuen Übereinkunft die Festlegung eines Ziels für den Marktanteil ausländischer Chip-Hersteller. Darauf aber wollen sich die Söhne Nippons nicht einlassen. Japanische Unterhändler erklärten lediglich, man wolle sich weiter bemühen, eine größere Marktpräsenz für ausländische Produzenten zu ermöglichen.

Schon mit der 1986 getroffenen Vereinbarung haben die Amerikaner ihr Ziel in Sachen Marktanteil in Japan nicht erreicht. In dieser war nämlich festgelegt worden, daß ausländischen Chip-Herstellern bis Mitte 1991 in Japan ein Marktanteil von 20 Prozent eingeräumt werden müßte. Über die tatsächliche Höhe des Anteils streitet derzeit die offiziellen beider Länder. Während der Verband der US-Chip-Hersteller (SIA) im Dezember einen Marktanteil von 13,3 Prozent ermittelten erklärte das japanische Ministerium für Handel und Industrie (Miti), der Marktanteil ausländischer Chip-Anbieter liege bei 17,9 Prozent.

Doch nicht nur die Chip-Anbieter beider Länder beharken sich zur Zeit. Ins Gerede gekommen sind nun auch die japanischen Hersteller von Flachbildschirmen. Auf die Beschwerde einiger US-Produzenten hin, die den Kontrahenten ans Nippon vorwerfen, zu Dumpingpreisen in die USA zu liefern, hat das amerikanische Handelsministerium nach einer entsprechenden Untersuchung die Vorwürfe in einem vorläufigen Entscheid bestätigt.

Hält das Handelsminsterium an dieser Entscheidung auch zu einem späteren Zeitpunkt fest und bestätigt die International Trade Comission eine Schädigung inländischer Produzenten durch die japanische Preispolitik, so können die Amerikaner Strafzölle erheben.

Betroffen sein würden die Produkte von Sharp, Toshiba,

Hitachi, Matsushita Electronics, Fujitsu, Kyocera, NEC, Optrex,

Seiko Epson und Seiko Instruments.