Nach teilweise dramatischen Preisexplosionen im Juli:

USA plant Preisrevision bei RAM-Chip,

24.10.1986

NEW YORK (CW) - Das Preiskarussel bei RAM-Chips in den USA dreht sich weiter. Nach den Preisexplosionen Mitte des Jahres erwartet die Branche nunmehr eine Korrektur herunter auf ein "faires Niveau".

Im Juli dieses Jahres waren die US-Preise für RAM-Chips zwischen 100 und 600 Prozent in die Höhe geschossen. Dies brachte den amerikanischen Halbleiter-Produzenten zwar vorübergehende Ertragsverbesserungen, löste jedoch bei den einheimischen System- und Peripherie-Anbietern heftige Kritik aus: Sie sahen ihre Existenz gefährdet und sagten das Ende der amerikanischen Computerproduktion voraus (siehe auch CW Nr. 38/86, Seite 4). In der Folgezeit hielten sich die Abnehmer mit Bestellungen recht zurück oder deckten sich begrenzt auf dem "grauen Markt" ein.

Auftragseingänge sollen zunehmen

Jetzt hat das US-Handelsministerium die Anpassung der offiziellen Preise für einige Halbleiter japanischer Hersteller bekanntgegeben, was nach Ansicht von Brancheninsidern auch in den USA zu einem deutlichen Rückgang der Chip-Preise führen wird. Marktbeobachter erwarten, daß die neuen offiziellen Preise um bis zu 50 Prozent unter jenen liegen werden, die das Handelsministerium im Juli festgelegt hatte. Bei 256-KB-DRAM-Chips zum Beispiel erwartet die Branche einen neuen Durchschnittspreis von 2,75 bis 3,25 Dollar gegenüber derzeit 5,75 Dollar. Diese Korrektur der Preiskonfusion der vergangenen Monate soll, so die Erwartungen aller Beteiligten, soll zu einer Belebung bei den Auftragseingängen sowohl der japanischen als auch amerikanischen Produzenten führen, und eine weitere leichte Ertragsverbesserung bewirken.

Auf dem amerikanischen Halbleitermarkt scheint sich inzwischen tatsächlich ein Hoffnungsschimmer am Horizont abzuzeichnen. So ist im September der Auftragseingang erstmals seit April wieder leicht angestiegen. Marktanalytiker schwächten indes ab, daß eine solche Zunahme nach dem langen "Sommerloch" zu erwarten gewesen sei und keinen Indikator für eine Marktberuhigung oder gar einen Aufwärtstrend darstelle.

Chip-Hersteller tun sich weiterhin schwer

Die finanzielle Situation der amerikanischen Halbleiterhersteller bleibt ebenfalls unruhig. Während National Semiconductor für das erste Quartal 1987 bereits einen leichten Verlustabbau melden konnte, mußte Intel für das dritte Quartal 1986 erneut Verluste einstecken. Einschließlich eines außerordentlichen Betrags von 60 Millionen Dollar weist das Unternehmen einen Fehlbetrag von 114,2 (Vorjahr: 3,6) Millionen Dollar aus.

Dagegen erzielte Motorola für das dritte Quartal 1986 wieder Gewinn. Nach einem Verlust von 39 Millionen Dollar im vergleichbaren Vorjahreszeitraum verbuchte das Unternehmen jetzt einen Reingewinn von 31 Millionen Dollar. Damit konnte Motorola in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres den Reingewinn wieder auf 131 (Vorjahr: 28) Millionen Dollar steigern.