Outsourcing in Billiglohnländer

USA: Analysten sehen Offshore-Trend

11.07.2003
MÜNCHEN (CW) - Die Verlagerung von IT-Leistungen in Billiglohnländer steht momentan mit im Zentrum der Outsourcing-Diskussion. Vor allem in den USA beschäftigt sich Marktforschern zufolge der Großteil der Unternehmen mit dem Thema, in vielen Firmen laufen die ersten Pilotprojekte.

80 Prozent der US-amerikanischen Firmen denken laut Gartner über Offshore-Outsourcing nach. 40 Prozent der Companies haben bereits die Pilotphasen abgeschlossen beziehungsweise nutzen Near- oder Offshore-Services.

Auch die Marktforscher von IDC bestätigen diese Tendenz. Ihren Untersuchungen zufolge ist Offshoring der wichtigste Trend im IT-Service-Geschäft. Schon mehr als 40 Prozent aller Application-Management-Verträge enthielten entsprechende Klauseln. Das vorrangige Argument bilden die Einsparungen. Lohnkosten, die um ein bis zwei Drittel unter denen des Heimatlandes liegen, "sind zumindest eine Überlegung wert", argumentierte Bob Walters, IT-Chef beim Supply-Chain-Management-(SCM-)Spezialisten Intermec. Auf einer SAP-Anwenderkonferenz rechnete er vor, dass US-amerikanische Firmen zwischen 80 und 120 Dollar pro Stunde für Programmierarbeiten verlangten, der Stundensatz von Offshore-Anbietern liege dagegen bei rund 40 Dollar.

Nach wie vor das wichtigste Auftragnehmerland ist Indien. Gartner Dataquest schätzt, dass Offshore-Business-Process-Outsourcing bis 2007 rund 14 Prozent des gesamten Outsourcing-Marktes ausmachen wird und mehr als die Hälfte dieser Arbeiten werden in Indien ausgeführt werden. An diesem Erfolg wollen zunehmend auch die US-amerikanischen Service-Companies teilhaben und gründen eigene Niederlassungen auf dem Subkontinent. Joe Forehand, CEO von Accenture, vergleicht die Auslandsverlagerung mit der Entwicklung der industriellen Produktion: "Die Industrialisierung der IT ist Wirklichkeit, und das müssen wir akzeptieren."

Außer Indien gerät auch China zunehmend ins Blickfeld der Anwender und Anbieter. Noch spricht die Branche hier von einem schlafenden Riesen, aber "China ist die nächste große Welle", ist IDC-Analystin Tracy Gere sicher. Bislang können sich indische Anbieter deutlich besser positionieren. Ihre Fachkräfte gelten als hoch qualifiziert, sie sprechen Englisch und verfügen mittlerweile über enge Kontakte zur US-Industrie. (rs)